Danke sagen – Nicht nur zum Muttertag!

Bitten und entschuldigen ist leicht – Danke sagen erscheint dagegen viel schwerer. Dabei sind beides wesentliche Elemente von Beziehungen, auch der zu Gott.

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Als Papst Franziskus vor gut einem Jahr in einer Katechese zur Familie die drei wesentlichen Sätze bzw. Wörter für das Funktionieren einer Familie benannte, haben ihn wohl einige belächelt. Aber sein „Bitte“ (bzw. „Darf ich“), „Danke“ und „Entschuldigung“ sind in der Tat sträflich vernachlässigte Formulierungen, die so einfach erscheinen und doch manchmal so schwer auszusprechen sind. Als Familienvater kenne ich die Klimmzüge, die man anstellt, den Kindern beizubringen, statt „Salz!“ über den Tisch zu bellen – was bei einem Baby noch süß erscheint – einen vollständigen Satz „Kannst Du mir bitte das Salz geben?“ zu formulieren, sich anschließend bewusst und nicht nur formelhaft zu bedanken und bei Streit ernst gemeint (!) um Entschuldigung zu bitten. Aber es sind nicht nur die Kinder, die das lernen müssen: Ich selbst stelle bei mir immer mal wieder fest, dass sich Dinge „einschleifen“, die anders sein sollten: Bitte, Danke und Entschuldigung – der Ehefrau gegenüber, den Kindern gegenüber, Freunden und Kollegen gegenüber – das wird offenbar immer schwerer wenn man es nicht übt.

Und wo das in der Familie nicht funktioniert, da funktioniert es allzu oft auch mit Gott nicht. Das hat auch eine innere Logik, denn wer seinen Nächsten nicht liebt, liebt auch Gott nicht wirklich. Wer sich nicht zumindest um ein höfliches Miteinander mit seinen Mitmenschen bemüht, dem wird das auch mit Gott schwer fallen. Dabei sind für einen Christen die Worte „Bitte“ in einem Gebet und „Entschuldigung“ in der Beichte noch verhältnismäßig einfach zu formulieren. Aber das „Danke“ – und ich meine nicht den dahergenuschelten Dank zu den Mahlzeiten – ist schon deutlich schwieriger. Das kann einmal daran liegen, dass ich allzu oft der Ansicht bin, dass das Gute, was mir wiederfährt doch mein eigenes Verdienst gewesen wäre. Oder aber – und das wohl noch mehr – dass ich das Gute für allzu selbstverständlich nehme.

Wenn es zum Beispiel im Haushalt stillschweigend einschleift, dass bestimmte Aufgaben von der Mutter übernommen werden, dann fällt einem am Muttertag nicht selten auf, dass man dafür durchaus auch mal wieder mindestens Dankbarkeit zeigen könnte. Oft erscheinen mir die Erziehungsarbeit und die Leistungen meiner Frau als allzu selbstverständlich, bis ich sie mal selbst übernehmen muss: Wenn meine Frau mal nicht da ist oder eben zu äußeren Anlässen, wie dem Muttertag, den ich hier zwar schon mal als nicht allzu wesentlich beschrieben habe, an dem ich aber auch aus Respekt vor meiner Frau nicht vorbei komme. Immer dann fällt mir auf, was für einen großartigen Job sie da macht, wie viel Dank ihr gebührt. Es bleibt das ungute Gefühl, dass über das Jahr verteilt zu wenig zu sehen, aber wie meine Frau am Muttertag noch (in Anspielung auf ihren Hinweis vom letzten Jahr, dass Muttertag zu feiern so wäre, wie nur zu Weihnachten in die Kirche zu gehen) meinte: Besser als nichts, und daran kann man ja arbeiten!

Analog jedenfalls sind es die großen und kleinen Geschenke Gottes, für die ich zu wenig danke. Es geht schon damit los, auch das ein Hinweis meiner Frau, dass wir Muttertag nicht feiern könnten, wenn uns der Herr nicht diese beiden großartigen Kinder geschenkt hätte. Treiben die beiden einen manchmal zur Weißglut? Ja, sicher! Würde man sich manchen Sonntagmorgen wünschen, die Kinder würden doch wenigstens einen flexibleren Schlafrhythmus haben? Ja, auch. Aber was für großartige Geschenke sind diese Kinder, die uns so oft den Spiegel vorhalten, frei sind in ihren Äußerungen, letztlich auch Freude schenken. Und wo wir gerade dabei sind: Wie großartig, dass es Eltern gibt, Mütter und Väter, die sich für ihre Familien einsetzen. Dabei kann man den Eltern – am vergangenen Sonntag im Besonderen der Mutter – danken, aber auch dem Herrn, dass er sie uns geschenkt hat.

Und dann sind da auch noch die größeren Wunder, die uns trotzdem manchmal so „normal“ erscheinen: Am 1. Februar hatte ich einen Beitrag zum Herzinfarkt meines lieben Freundes Klaus Kelle geschrieben. Wie es weitergehen würde, war damals noch völlig unklar. Und grenzte es schon an ein Wunder, dass die Rahmenbedingungen so waren, dass Klaus den Infarkt überhaupt überlebt hat – wie groß ist da das Wunder, dass wir am Samstag gemeinsam auf unserer Terrasse grillen konnten, Kinder und Familie um uns herum, ein Bierchen in der warmen Sonne zischen (und auch eine kleine Zigarre rauchen)? Gute drei Monate später ist er fast wieder der Alte (Leser seines Blogs und seiner wieder bissigen Beiträge auf Facebook werden das bestätigen), und den Rest der Strecke wird er mit Gottes Hilfe auch noch gehen. Da sitzt man zusammen und freut sich … und doch geht es mir so, dass mir der Gedanke, Gott dafür zu danken, nicht von alleine in den Sinn kommt. Und ich bezeichne mich als strunzkatholisch, wie wird es da anderen gehen?

Gott um etwas zu bitten, das fällt uns meist leicht, so wie es Kindern leicht fällt, nach einer Süßigkeit zu fragen, auch wenn die Wortwahl noch manchmal zu wünschen übrig lässt. Gott um Entschuldigung zu bitten, wenn wir uns von ihm entfernt haben, auch das fällt uns im Gebet noch vergleichsweise leicht (auch wenn der Gang zum Beichtstuhl oft hinausgeschoben wird), so wie es das auch Kinder machen, auch wenn da ab und an anscheinend die Ernsthaftigkeit durchaus fraglich ist. Aber dann zu danken: Wer kennt nicht die Situationen, in denen der seinen Kindern einen „Dank“ an die nette Dame abringen muss, die ihnen einen Lolly geschenkt hat? Und wer kennt nicht auch die Situationen, in dem ihm selbst ein Dank schwer fällt, weil er das „Geschenk“ doch scheinbar verdient hat. Kein Wunder, dass da der Dank an Gott auch oft auf der Strecke bleibt.

Aber so wie in einer Familie „Bitte“, „Entschuldigung“ und „Danke“ dazu gehören sollten, so gehören diese Worte auch in unsere Beziehung zu Gott. Wohl dem, der das nicht vergisst oder jemanden hat, der ihn ab und zu mal daran erinnert. Dafür geht der Dank an meine Frau!

Beitrag zuerst erschienen auf papsttreuerblog.de

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: Joachim Datko

Es gibt keinen Gott, es gibt keine Götter, es gibt keine Wunder!

Zitat: "Wie es weitergehen würde, war damals noch völlig unklar. Und grenzte es schon an ein Wunder, dass die Rahmenbedingungen so waren, dass Klaus den Infarkt überhaupt überlebt hat"

Das hängt wohl mit unseren medizinischen Möglichkeiten zusammen.

Zitat: "[...] und den Rest der Strecke wird er mit Gottes Hilfe auch noch gehen."

Helfen kann da unsere medizinische Versorgung, Götter gibt es nicht.

Joachim Datko - Ingenieur, Physiker

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