Christen und Atheisten im Kampf vereint?

Die Kirchensteuer schadet der Kirche mehr als sie ihr nutzt. Das heißt aber nicht, dass der Feind eines Feindes mein Freund werden muss.

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Es wird regelmäßige Leser des PAPSTTREUENBLOGs nicht verwundern: Ich bin kein besonderer Freund der Kirchensteuer. Ich kann die historische Begründung dieses staatliche gesteuerten “Einzugsverfahrens” wie auch anderer staatliche Leistungen an die Kirche nachvollziehen, sie hat insofern ihre rechtliche Legitimität. Ob sie aber der Kirche nutzt, kann man durchaus in Frage stellen.

Da ist einmal der Mammon, der der Kirche nicht gut tut. Geld ist Macht und korrumpiert insofern. Es mag weltfremd klingen, aber die Menge an Geld, die die Kirchen zu verwalten hat, führt zu einer Entfremdung vom Glauben; eine Gefahr, die auch die Armut auslösen kann, komplizierter wird es aber im Reichtum – das Kamel, das im Nadelöhr steckengeblieben ist, lässt grüßen. Ein Beleg dafür mögen auch die Begründungsarten der Verteidiger der Kirchensteuer sein. Deren Schwerpunkt liegt meist im Hinweis auf den gesellschaftlichen Nutzen, den die Kirche stifte. Da wird von Krankenhäusern und Kindergärten gesprochen, die aber letztlich zu einem nur geringen Teil durch Kirchensteuermittel finanziert werden.

In dieser Hinsicht kann man also dem evangelischen Theologen Sebastian Moll in seiner Analyse auf The European nur zustimmen: Die Kirchensteuer muss weg. Denn auch die anderen von ihm zitierten Argumente taugen nicht für eine Apologie dieses “Mitgliedsbeitrags”: Die Bezahlung der Kirchenangestellten, inklusive Pastoren und Priestern, ließe sich in Deutschland und lässt sich im Rest der Welt auch anders gestalten, die sogenannten gesellschaftlichen Aufgaben wie der Betrieb von Altenheimen ist schon heute weitgehend staatlich statt kirchlich finanziert und es spricht auch nichts dafür, dass sich die Kirche zu einem elitären Raum für Wohlhabende entwickeln würde. Man müsste überall in der Welt umringt sein von solchen Kirchenabarten.

Und richtig ist auch, dass die Gegner der Kirchensteuer vor allem in zwei Lagern vorzufinden sind: Unter konservativen Christen, die die Aufgabe der Kirche nicht in der Organisation von Kirchenveranstaltungen und auch nicht im Betrieb von Sozialeinrichtungen sondern in der Verkündigung sehen, und unter Atheisten, die die angebliche Vorzugsbehandlung der Kirche, vergleichsweise geschichtsvergessen, kritisieren. Ist der “Schlachtruf” den Sebastian Moll ausgibt daher nachvollziehbar: Christen und Atheisten, vereinigt euch!?

Dem widerspricht ein auch von Moll akzentuierter Aspekt: Den Christen geht es um eine “reinere Form ihrer Kirche”, den Atheisten geht es um einen laizistischen Staat. Das scheint sich erst mal nicht direkt zu widersprechen, tut es aber am Ende doch: Diese reinere Form von Kirche wird den Schwerpunkt ihrer Aktivitäten auf den “Zweck der Kirche” (Benedikt XVI.) legen: die Evanglisierung. Atheisten dagegen versuchen, die Religion aus dem öffentlichen Rahmen gänzlich zu verdrängen, da ist die Kirchensteuert eher ein kleines, wenn auch für sie ärgerliches Detail. Kürzer gesagt: Christliche Kirchensteuergegner wollen die Gesellschaft mit Glauben durchdringen, atheistische sie davon befreien.

Das Mittel ist das gleiche, das Ziel ein gänzlich anderes, und vermutlich würden Atheisten, die die Gefahr erkennten, die ihrer Weltsicht durch die Abschaffung der Kirchensteuert droht, zu heftigsten Verfechtern dieses im Grunde glaubensschädlichen Instruments werden (vermutlich würde ein Atheist aber auch gerade andersherum argumentieren, etwa so: “Wenn diese überzeugten Christen wüssten, welchen Schaden die Abschaffung der Kirchensteuer ihrem Glauben zufügen wird, würden sie nicht dagegen ankämpfen” – aber sei’s drum).

Bei einem der Gegendemonstranten zum Marsch für das Leben im vergangenen Jahr hatte ich das Transparent “Weg mit der Kirchensteuer” entdeckt. Ich war versucht, ihm zuzurufen “Recht hast Du” aber in so einer Begebenheit wird der fundamentale Dissens zwischen den beiden – neutral so benannten – Interessengruppen deutlich. Da ist für einen Schulterschluss kein Platz, auch nicht für einen gemeinsamen Kampf auf einem Schlachtfeld, in dessen Krieg man auf gegnerischen Seiten steht.

Beitrag erschien auch auf: papsttreuerblog.de

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: Waldgänger (e.B.) aus Schwaben

Langsam tendiere ich aus eigener Anschauung auch zur Ansicht, dass die Kirchensteuer der Sache eher schadet.
Viele Menschen sind in den verschiedenen Lebensphasen unterschiedlich gläubig. Als Kind gläubig, als Jugendlicher und junger Erwachsener desinteressiert und dann wenn sie eigene Kinder haben kehrt langsam wieder das Interesse am Glauben zurück und mit zunehmendem Alter wird der Glaube tiefer.
Nur wenn dann in der Phase des Desinteresses ein Kirchenaustritt erfolgt ist, ist der Rückweg oft verbaut.
Wenn es keine Kirchensteuer mehr gibt, gibt es auch keine Kirchenaustritte mehr. Aus christlicher Sicht kann ein Getaufter nicht mehr austreten.
Herr Datko würde sich sonstwo hinbeissen, wenn es plötzlich 0% (in Worten NULL Prozent) Kirchenaustritte gäbe.

Gravatar: Danton

Verstanden -
womit wir bei meinem Anliegen mit der Sorgfalt bei Sprache wären...

Die Unterwerfung sehe ich im übrigen ähnlich, warum ich auf die Christliche Pflicht anspreche, konkret gegen das menschenfeindliche vorzugehen. Es ist schlimm, mit anzusehen, wie naiv Friedliebigkeit "gelebt" wird, ohne den "Kampfgeist" eines Jesus zu bedenken. Ich spreche nicht von Gewalt sondern von Konsequenz und die kann notfalls auch in Gewalt enden, wenn ich damit Freiheit und Menschlichkeit verteidigen muss.

Aber das ist Sache der Christen - nicht meine. Ich habe eine klare Haltung.....

Gravatar: qed

http://www.zeit.de/2014/36/wolfgang-huber-pazifismus-militaereinsaetze

Mein Zitat indes haben Sie leider nicht verstanden, Monsieur Danton. Es war eine Anspielung auf die Zeit, als Rom zerfallen war, die Christenheit fragmentiert und somit zur leichten Beute für die Eroberer aus Arabien wurde. Wie Sie wissen, hat es diese Expansion mehrfach gegeben und regelmäßig ging ihr eine Zeit des Apeasements voraus, die von den islamischen Herrschern immer genau als das interpretiert wurde, was sie war: Ein Zeichen der Schwäche.
Diese Unterwerfung sehen wir derzeit wieder.

Gravatar: Danton

"..auch nicht für einen gemeinsamen Kampf auf einem Schlachtfeld, in dessen Krieg man auf gegnerischen Seiten steht"....
“Feuer und Schwert” war die erfolgreiche Devise Mohammeds..." - wie bitte? ist doch nicht Ihr Ernst- oder ?????? Ist das Ihr feuchter Traum? für das zukünftige Christentum?

In Zeiten wie diesen sollte man - gerade als Christ - auf diese Art von Rethorik vielleicht besser verzichten. Ich bin zwar kein Christ, aber die agressive Trennung von Menschen in zwei Lager gehört mit Sicherheit nicht zu den Belehrungen eines Jesus von Nazareth...

Respektvoller Umgang, ohne Feindbilder auszumachen und gemeinsames (nicht gegeneinander) Ringen um Lösungen muss doch die Lösung in einer aufgeklärten humanen Welt sein.

Da wo mir jemand mit Krieg und Feindschaft daherkommt, packe ich die Waffen aus!
Mein Apell: Christen, lebt endlich, wovon Ihr redet und stellt Euch konsequent gegen alles Menschenfeindliche (die Rethorik eingeschlossen)!!! Dann werdet Ihr auch ernst genommen.

Gravatar: qed

Die Kirchenaristokratie war immer ein wichtiges Organ der Staatspolitik, die Schäflein über den Glauben auf Linie zu bringen- sei es mit dem Segnen von Kanonen, Konkordatsverträgen mit Massenmördern, katholische Kanzelpolitik wie unter Adenauer und seit den 70ern ist die sog. EKD real ein Ableger der grünroten Parteien, kaum noch ein leitender Bischof ohne Parteibuch. Bei der EKD sieht man den Einfluß der politischen Ideologie besonders krass: Ob ruinöse Ökofetischismen, Multikulti, Quotzen- Nepotismus oder sogar Kriegszüge: Die Position dieser Sekte ist bis ins Kleinste an den jeweiligen Gustus der grünroten Parteien angepaßt.
Es handelt sich also um nichts anderes als eine Propagandamaschinerie, Gläubige über ihre Achtung und Ehrfurcht vor einer Institution zu manipulieren- das geht schon seit Luther so, dessen alsbaldige Kopulation mit den Fürstchen ein Skandal ist. Und entlarvend jetzt die Haltung zu Pegida- zum Fremdschämen. Eine größere Niedertracht ist schlechterdings nicht denkbar!
Wir waren damals eigentlich nicht besonders erstaunt, nach dem Untergang(??) der DDR zahlreiche Pfaffen und hochrangige Kirchenfunktionäre als 'Informelle Mitarbeiter' der Stasi geoutet zu sehen und vielleicht nicht ganz so selbstlos war der Gang des jungen Pastors Kasner von Hamburg in die SBZ- wäre schon interessant zu erfahren, wieviele seiner Schäflein so im Laufe der Jahre spurlos verschwunden sind. Jedenfalls genoß er das Wohlwollen der SED mit vielen Sonderprivilegien und hatte gute Freunde wie den frommen Kirchenfunktionär Stolpe, den Verdienstmedaillenträger der Stasi und späteren Ministerpräsidenten. Wir sollten uns mit dem Gedanken vertraut machen, daß auch hier unsere 'Gottesmänner und -Frauen' vielleicht ein intimeres Verhältnis zu sinistren Strukturen des 'Tiefen Staates' haben, als wir uns eingestehen wollen.
Und diese schamlosen Enddarmbewohner des linken Zeitgeistes haben nach Paris kein Wort darüber verloren, daß bei sehr vielen Moslems weltweit nicht nur 'klammheimliche Freude', sondern offener Jubel über die Morde zu vernehmen war und in Nigeria und anderswo die Kirchen gleich im Dutzend brannten- übrigens ein hier von den Presstituierten sorgfältig unterdrücktes Geheimnis ist der Umstand, daß es in den letzten beiden Jahren zu zahlreichen Kirchenbränden kam- nämlich 35! Und regelmäßig wurde bei aufgeklärten Brandstiftungen die allzu häufige Täterschaft von Anhängern einer bestimmen religiösen Orientierung verschwiegen.

Wer sich mit der Institution 'Staatskirche' mal etwas eingehender befaßt, rührt schnell in einem stinkenden Morast aus Falschheit, Lüge und Betrug, gegen den der (seltene) Mißbrauch von Knaben durch katholische Priester eine Petitesse ist.
Die Staatskirchen sind in einem Maße durchfault, die dem jauchigen Zerfall der Moral und des Anstandes in politischen Strukturen in nichts nachsteht.

Leider haben wir nur das Instrument des Kirchenaustritts, um diesem Augiasstall unser Mißfallen zu bekunden- ein Briefwechsel mit 'meinem' Bischof war so sinn- wie fruchtlos. Ich habe jetzt, in bereits fortgeschrittenem Alter, davon Gebrauch gemacht.
"Feuer und Schwert" war die erfolgreiche Devise Mohammeds bei der Verbreitung des Islam. Nur 90 Jahre nach seinem Tod reichte die islamische Welt von der Biskaya bis zum Indus.
Ich denke oft an ihn, wenn ich einen Pfaffen wieder heucheln höre...

Gravatar: Joachim Datko

Die Kirchensteuer kann man ganz einfach los werden, man tritt aus der Kirchensteuerkirche aus!
2014 haben wahrscheinlich über 500.000 Mitglieder die beiden großen Kirchensteuerkirchen in D verlassen.
Aktuelle Zahlen für einzelne Städte unter:
http://www.monopole.de/aktuelles/kirchenaustritte-2014-tabelle/

Bei uns, Mitglieder mit Haupt- oder Nebenwohnsitz in Regensburg:
2013: 1033
2014: 1391
+35%

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