In eigener Sache erlaube ich mir, die verehrten Leser auf mein kürzlich erschienenes Buch hinzuweisen, in dem zu einem kleinen Teil wissenschaftliche, überwiegend aber journalistisch-essayistische Arbeiten zusammengefasst sind, die für verschiedene Publikationsorgane, darunter auch die Freie Welt, entstanden sind. Das ihnen Gemeinsame ist ihr Bezug zu Literatur und Kunst. Das Nachdenken über Werke der Literatur, bildenden Kunst und Architektur, Mode, Musik und des Films führt zum Nachdenken über die Zeit, in der man lebt; es geht um die an ihnen und durch sie sichtbar werdenden Symptome der Zeit. Der allgemein zu konstatierenden Entwicklung hin zu Selbstaufgabe, Relativismus, Wertezerfall, Orientierungslosigkeit und Infantilisierung stehen noch einige genuine Kunstwerke gegenüber, die eine letzte Blüte vor dem Fall bezeichnen. Sie weisen auch, wenn man dies denn erkennen will, auf eine mögliche Rettung. Deshalb ist dieser Blick auf die taumelnde Kultur Europas nicht pessimistisch, sondern realistisch. Auch das Ende hat seine morbide Schönheit: „Ich liebe die schwindende Liebe, ich küsse gern jene, die geht“ (Endre Ady).
Der schöne Taumel vor dem Fall. Literatur und Kunst an der Schwelle der Auflösung Europas. 310 Seiten. ISBN-10: 1530168554, ISBN-13: 978-1530168552. Kindle-Edition Euro 0,00; Taschenbuch Euro 10,69.
INHALTSVERZEICHNIS
VORWORT 11
LITERATUR 12
I. Die Lust am Untergang 12
Der Verlust der Freiheit 12
Feier des Selbstmords 15
Halbwesen und Mischwesen 17
Die Geburt der Freiheit 20
Tolstoj und das Potential des Alters 25
Stolz und Trägheit 28
Unpersönlich welthaltig 32
Eines Dichters Tod 34
Der moralische Protest 37
Die Schranze der Mächtigen 41
Wozu Dichter gut sein können 44
Europa zwischen „Markt“ und „Recht“ 47
II. Die libanisierte Literatur 51
Im Billerland 51
Der Vorzug der Nische 54
Wenn man politischen Gegnern das Menschsein abspricht 56
Das Gras der Frau Kiyak 58
Etwas später dazugekommen oder voll dabei? 59
Ein Dschihadist der Worte 62
III. Der feine Unterschied 69
Pirinçci und die Orientspezialisten 69
Journalisten in der Zirkuskuppel: Ratlos 70
Linke Denke und „German Angst“ 73
Linker Rassismus der taz 75
Der Wind dreht sich 77
Quote für Rechts! 78
Jedes Wunder dauert nur drei Tage 80
Pirinçci und die Integration 82
IV. Die Musen als Gender-Huren 83
Grass als Prophet des deutschen Feminismus 83
Tolstaja statt Tolstoj 86
Tricks um eine Säulenheilige 89
Lotta wächst in Papas Bauch 93
Frau Padels Kern 94
Vergessenes Leid der Männer 98
Probleme einer hypersexualisierten Gesellschaft 100
Hypersexualität und Provinzialität 102
Erotik ist Verführung 104
V. Böse Literatur 111
Kann ein Faschist große Literatur schreiben? 111
VI. Melancholischer Ausklang 126
Wie die Zeit vergeht 126
THEATER 129
Quotenkunst ist Staatskunst 129
FILM 135
Der Fall Polanski 135
Die Macht und die Wahrheit 138
Das Mohammed-Video 141
BILDENDE KUNST UND ARCHITEKTUR 147
Ist Impressionismus weiblich? 147
Balthus und die Freiheit der Kunst 151
Beuys revisited 153
Liszts Vanitasring 159
Frankfurts Stalinallee 172
MUSIK 175
Avantgardist avant la lettre 175
Über Franz Liszts Bergsymphonie 178
Schönberg ist tot – Schönberg wird nie sterben 180
Klein, zäh und begabt 183
Dauer, Form und Leben 185
Triumph der Kunst über den Zeitgeist 220
Grandioses Spektakel: Lichter und Wasser 226
Das Publikum als Teil der Inszenierung 232
Sehen, hören und glauben 236
Electric Hendrix: Befreiung der Töne 241
Schöner Müll: ein Lob des Künstlichen 243
Quoten – Kunst – Kanon 254
Frauennetzwerke und Fließbandforschung 255
Kritik einer Kritik 262
Eine intellektuelle Katastrophe 265
MODE 270
Schmarotzer der Freiheit 270
Das Menschenbild hinter der Burka ist nicht akzeptabel 273
Umgekehrter Rassismus? 278
ANMERKUNGEN ZU EINER ERSCHÜTTERTEN KULTUR 281
Die Babyboomer 281
Die Todeslust 284
Notizen zum europäischen Bürgerkrieg 287
Es gibt keine Deutschen mehr 290
Imre Kertész und die Schmach Europas 291
Gerechter, Starez oder Gottesnarr? 293
Der lange Atem 297
Ein Krieger der Freiheit 300
Über den gewaltsamen Widerstand gegen das Böse 302
Der schöne Taumel vor dem Fall. Literatur und Kunst an der Schwelle der Auflösung Europas. 310 Seiten. ISBN-10: 1530168554, ISBN-13: 978-1530168552. Kindle-Edition Euro 0,00; Taschenbuch Euro 10,69.
Kommentare zum Artikel
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Sehr geehrter Herr Radtke, dieses Europa ist ja immer noch das Juwel unter den Kontinenten. Noch. Und darum habe ich mir das tatsächlich so ähnlich gedacht mit dem Buch: Wenn es schon sein muss, dann mit Haltung untergehen. Mein Großvater sammelte übrigens k. u. k. 5-Kronen-Silbermünzen. Ich schaue mir gerade eine von 1900 an. Die Randprägung gilt heute wieder bei den Visegrád-Staaten: Viribus unitis. Manches gilt eben auch über zwei Weltkriege hinweg. Vielen Dank und viel Freude beim Lesen!
Verehrter Prof. Kovács! Während meiner Studienzeit sagte einer meiner Lehrer: 'Man muß nicht den ganzen Kuchen essen, um herauszufinden, wie der Kuchen schmeckt.' Da Ihre Konditorei hier im Forum mehrfach Tortenstücke ausgeliefert hat, denen vorzügliche Wohlgeratenheit nicht abzusprechen war, habe ich heute die cremeweiche Konsequenz gezogen und mir - zum kultivierten Abgang Europas - den ganzen Kuchen bestellt. Sterben müssen wir alle, aber österreichisch geht das am schönsten. Contenance ist alles - sage ich einem alten Habsburger direkt aus den im umfassenden zivilisatorischen Niedergang befindlichen preußischen Rheinlanden. Contenance! Contenance!