Brexit und der atomare Schirm

Seltsamerweise fehlt in den unzähligen Kommentaren zum geplanten Austritt Großbritanniens aus der EU völlig der Aspekt der “atomaren Sicherheit” in Europa.

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Großbritannien zählt zu den vier “echten Atommächten” in der Welt. Zwar mutet die Anzahl der Sprengköpfe (GB: 215, Frankreich: 300) klein gegenüber der von Rußland und den USA (USA: 7000, Rußland: 7290) an, sie verfügen aber ebenfalls über Atom-U-Boote mit Interkontinentalraketen. Alle vier, lassen diese U-Boote monatelang sich in den Weltmeeren verstecken. Sie sind dadurch nahezu unzerstörbar und es ergibt sich daraus die gesicherte Zweitschlagfähigkeit – das Fundament jeder nuklearen Abschreckung. Wenn jemand das Mutterland nuklear angreift, können diese Boote mit ihren zahlreichen Sprengköpfen auf den Interkontinentalraketen, den Angreifer ebenfalls schwer schädigen. Sowohl GB, wie auch Frankreich lassen sich diese Sicherheit zig Milliarden kosten.

Die Auswirkungen für Europa

Bisher hatte die EU also zwei schlagkräftige atomare Säulen. Zwar haben diese beiden schon immer sehr eng zusammengearbeitet z. B. bei der Abstimmung ihrer Einsatzpläne und gemeinsame Übungen abgehalten, aber auch hier galt: Doppelt hält besser, da die Kernwaffen ausschließlich in nationaler Verfügung stehen. Ein wichtiger Aspekt, wenn man die nächsten Präsidentschaftswahlen in Frankreich einbezieht. Wahrscheinlich sind dann die gleichen Kreise, die ihre Informationen nur über den Staatsrundfunk beziehen, wieder total erstaunt, wenn Marine Le Pen doch als Siegerin hervorgeht. Absehbar ist schon jetzt, daß aus dem anstehenden Wahlkampf der Front National so gestärkt hervorgehen wird, daß Frankreich in der “Europafrage” ebenso gespalten sein wird, wie einst Großbritannien. Vorher dürfte vielleicht noch der neue Präsident der USA “The Donald” gewählt worden sein.

Beide Politiker treten mit dem zentralen Wahlkampfslogan “Frankreich zuerst” bzw. “USA zuerst” an. Wahrscheinlich sind sie gerade deswegen für weite Bevölkerungsschichten so attraktiv. Jedenfalls stehen beide dem (derzeitigen) Europa äußerst skeptisch gegenüber. Wenn man über Kernwaffen nachdenkt, sollte man den alten KGB-Fuchs Putin nicht vergessen: Er hat Marine Le Pen finanziert und sieht auch (noch) in “The Donald” seinen Lieblingskandidaten. Ein möglichst schwaches und zerstrittenes Europa, das seinen Expansionsgelüsten nichts entgegensetzt, ist sein Traum. Erinnern wir uns nur an den “Maidan”. Genau der Wunsch nach Europa, war die einende Parole, die das Regime in der Ukraine zu Fall brachte.

Die Rolle Deutschlands

Deutschland hat keine eigenen Kernwaffen. Dies hat eine Menge Geld gespart. Zusätzlich stand es unter dem atomaren Schutzschild der USA. Noch heute sind Atombomben der USA auf deutschem Boden gelagert. Dies wird sich ändern. Zukünftig wird man für den Schutz bezahlen müssen. Donald Trump hat in seinem Wahlkampf bereits klare Aussagen dazu gemacht. Er fordert ein viel stärkeres Engagement der Bundeswehr nicht nur in Osteuropa, sondern auch im nahen Osten. Die Zeiten, in denen sich Deutschland auf seine Vergangenheit berufen und die Kriege den “cowboys” überlassen konnte – um sie anschließend auch noch heftig dafür zu beschimpfen – sind vorbei.

Eine Marine Le Pen wird aus der gleichen Einstellung heraus ähnlich reagieren. Selbst französische Sozialisten neiden immer mehr die “reichen Deutschen” und ihre mit dem Euro wedelnde “Madame Merkel”. Es wird einsam werden in Europa. Putin wird keine Gelegenheit auslassen unsere osteuropäischen Nachbarn weiter zu bedrohen. Er stellt gerade Kurzstreckenraketen – die sich auch mit Kernwaffen bestücken lassen – in Kaliningrad (Königsberg und nördliches Ostpreußen) auf. Eine alte sowjetische Taktik: Die selektive Bedrohung mit Kurz- und Mittelstreckenraketen um den “Schutzschirm” aus Interkontinentalraketen auszuhebeln und die Nationen zu spalten. Die Reaktion der USA ist erwartungsgemäß: Man prüft gerade, ob man nicht das israelische Iron Dome System anschafft um es an der polnischen Grenze zu stationieren. Das Wettrüsten ist auch in Europa wieder eröffnet. Wenn ihnen jetzt ein “Putinversteher” erzählt, dies sei nur eine notwendige Reaktion auf die Stationierung der Raketenabwehr in Rumänien, einfach mal einen Globus in die Hand nehmen. Rumänien liegt ziemlich genau in der Mitte einer ballistischen Flugbahn zwischen Teheran und Brüssel. Von diesem Standort aus, könnte man höchstens Raketen aus Moskau gegen Libyen abfangen. Man kann mit kinetischer Munition (der regenschirmartige Kopf der Abfangrakete muß möglichst frontal auf den einfliegenden Sprengkopf treffen um ihn sicher zu zerstören) nur in eng begrenzten Winkeln Wirkung erzielen.

Denkbare Szenarien

Es ist besser, sich im Vorfeld ausgiebig Gedanken zu machen, als Probleme aussitzen zu wollen und erst wenn die Hütte brennt der (ausschließlich) aktuellen Mehrheitsmeinung zu folgen. Wie politisch kontrovers Fragen besonders zu Kernwaffen in Deutschland ausgetragen werden, zeigte der “NATO-Doppelbeschluss”. Der damalige Kanzler Helmut Schmidt bezahlte seine Standfestigkeit letztlich mit dem Verlust seines Amtes und die SPD mit der Konkurrenz durch die Neugründung der Grünen-Partei. Auch heute erscheint es nicht unwahrscheinlich, daß die Linken wieder hunderttausende als Drohkulisse gegen “Atombomben” auf die Straßen bringen.

Die Rest-EU

Vielleicht muß man schon sagen: … Da waren es noch 27. Eins scheint fest zu stehen. Je stärker die brüsseler Bürokraten an ihren Sesseln kleben und ein “weiter so” proklamieren, um so mehr Nationen werden sich mit Grauen abwenden. Dies wird um so mehr geschehen, wenn sich der (wirtschaftliche) Untergang Großbritanniens als Wunschdenken herausstellt. Was wäre eigentlich, wenn im Gegenteil das Wirtschaftswachstum in GB stärker als in der EU wachsen würde? Eine wesentliche Argumentation der Brexit Befürworter war doch gerade, sich den Weltmärkten stärker öffnen zu wollen. Das letzte Argument der EU wäre auch noch weg. Warum sollte beispielsweise das Finanzzentrum London ausgerechnet in die Hoch-Steuerregionen mit sozialistischer Grundhaltung, Frankfurt und Paris abwandern?


Europa wird sich geographisch nicht verändern. Die Bedrohung durch Putin wird bleiben. Schon die Euro-Zone ist eine eigene Organisationsform innerhalb eines angeblich “vereinten” Europas. Selbst die Schweiz und Norwegen gehören eher zu einem Kerneuropa als ausgerechnet Griechenland. Demgegenüber hat Großbritannien eine – in jeder Beziehung – engere Bindung zu den USA, als es Frankreich je haben wird. Kommen noch sicherheitstechnische Überlegungen hinzu, könnte es schnell zu wesentlich engeren Bindungen zwischen Osteuropa, Skandinavien und den USA mit GB kommen. Demgegenüber wird die “Deutsch-Französische-Freundschaft” unter den ewigen Gegensätzen dieser beiden Kontinentalmächte auf eine harte Probe gestellt werden. Das Verhältnis zwischen “Madame Le Pen” und “Madame Merkel” wird eher zum Stutenbeißen generieren.

Die Schottland Frage

Wenn man sich anschaut, mit welcher Einfältigkeit Brüssel eine schottische Provinzpolitikerin hofiert, kann man nur staunen. Der Wunsch sich aus dem Vereinigten Königreich zu lösen, um sich ausgerechnet Brüssel anzuschließen, stärkt durchaus eine schottische Verhandlungsposition, befriedigt aber bestenfalls europäische Eitelkeiten.

In Schottland liegt die gesamte britische “Atomflotte”. Diese Tatsache hat schon in der letzten Abstimmung eine wesentliche Rolle gespielt. Würde sich Schottland wirklich vom UK abspalten, käme dies einer Errichtung des Hadrianswalls gleich.

Darüberhinaus besitzt Schottland eine außerordentliche geostrategische Bedeutung. Durch das Tor Grönland-Island-Schottland muß die russische Flotte durchschlüpfen – wie einst Hitlers Flotte – um in den Vorgarten der USA zu gelangen. Dies hat Konsequenzen bis Australien, Neuseeland und Indien. Jedes Schiff, was im Atlantik gebunden ist, fehlt im Pazifik gegen China. Schottland würde also seine herausragende Rolle innerhalb des Commonwealth mit einem Platz am Katzentisch der EU eintauschen.

Das Japanmodell

In Japan wird immer offener eine Bewaffnung mit eigenen Kernwaffen als Reaktion auf die Bedrohung durch China und Nordkorea diskutiert. Im Land der ersten Atombombenabwürfe wahrlich keine emotionslose Frage.

Bisher konnte diese Frage durch immer engere Bindung an die USA und prompte militärische Reaktionen auf Provokationen – insbesondere aus Nordkorea – im Zaum gehalten werden. Allerdings nur um den Preis massiver Aufrüstung mit den daraus resultierenden Militärausgaben. Japan unterhält heute (wieder) eine der schlagkräftigsten Flotten und Luftwaffen der Welt. Mal sehen, wie das in Deutschland, in dem immer noch vom Ende eines kalten Krieges und der Friedensdividende geschwafelt wird, durchsetzbar wäre. Je mehr sich Deutschland vom Westen isoliert, um so höher wird der Preis, den es zahlen muß.

Die Konsequenzen

Europa ist viel, viel mehr, als ein bischen Reisefreiheit und eine (noch einigermaßen) stabile Währung. England gehört zu Europa. Geographisch unverrückbar und historisch seit zwei Jahrtausenden. Es ist auch nicht die Idee eines freien und friedlichen Europa seiner Völker gescheitert. Gescheitert ist lediglich die Wahnvorstellung eines zentralistischen Staatenbreis, nach Vorbild der Sowjetunion. Genau dieses Modell eines Multi-Kulti-Gebildes, welches nur durch eine zweifelhafte (sozialistische) Ideologie zusammengepreßt wird, ist mit Jugoslawien und eben der Sowjetunion, blutig gescheitert. All die europäischen Diven, die jetzt aus gekränkter Eitelkeit eine schmutzige Scheidung herbeireden, seien eindringlich vor den Konsequenzen gewarnt. Auch hier ist GB wieder demokratisches Vorbild: Alle Politiker – oder sollte man besser Versager sagen – sind von ihrem Volk abgestraft worden und müssen sich nun nach neuen Posten umschauen. Oh, hätten doch Merkel, Junker und Co eine solche Größe.

 

Zuerst erschienen auf http://www.nukeklaus.de/home/brexit-und-der-atomare-schirm/

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: Dirk S

Zitat:"Deutschland hat keine eigenen Kernwaffen."

Jain.

Zitat:"Noch heute sind Atombomben der USA auf deutschem Boden gelagert. "

Diese Atomwaffen sind die "deutschen" Atombomben. Die Transportaufnahmen passen nur an die deutschen Tornados, aber an keine einzige us-amerikanische Maschine. Also, die Atombomben würden im Einsatzfall von Deutschen transportiert und abgeworfen, nur die Freigabe würde durch Amerikaner erfolgen.

Der historische Hintergrund ist folgender:
Als Strauß im Zuge der Wiederbewaffnung auch Atomwaffen entwickeln wollte, ging das selbst den USA zu weit. 3. Reich und 2ter WK lagen nicht sehr weit zurück und das Vertrauen in die Deutschen war nun nicht gerade das Größte. Und da wolle man eben nicht, dass DE über eigene unkontrollierte Kernwaffen verfügte. Andersrum brauchte man die Deutschen (und ihre Wirtschaftskraft) als Verbündete im Kalten Krieg. Also gab es den Kompromiss, dass DE Kernwaffen aus den USA erhielt, die unter US-Freigabe standen aber nur von den Deutschen transportiert und abgeworfen werden konnten. So konnte sich DE irgendwie als Atommacht fühlen, blieb aber unter Kontrolle und konnte nicht eigenständig mit Nuklearwaffen herumspielen. Womit alle Seiten zufrieden waren.

Zitat:"Die Zeiten, in denen sich Deutschland auf seine Vergangenheit berufen und die Kriege den “cowboys” überlassen konnte – um sie anschließend auch noch heftig dafür zu beschimpfen – sind vorbei."

Das ist auch nicht ganz richtig, DE konnte sich vor allem aus den Kampfhandlungen heraushalten, wurde ansonsten auch in die Pflicht genommen. So waren DE (Ost und West) auch am Vietnam-Krieg beteiligt, Ost mit "Militärberatern" und "brüderlichen Lieferungen", West mit Schecks und der "Helgoland". Das Hospitalschiff "Helgoland" war der westdeutsche Bündnissbeitrag zum Vietnam-Krieg, der auf Druck der Amerikaner geleistet wurde. Aus reiner Menschenfreundlichkeit hat die damalige Bundesregierung den Dampfer nicht dahin geschickt, das war eingeforderte Bündnispflicht. Immerhin war man an Bord so schlau, jeden zu behandeln, Soldaten wie Zivilisten. Was am Ende zu einem guten Ruf der Deutschen in Ostasien geführt hat.

Zitat:" der “NATO-Doppelbeschluss”. Der damalige Kanzler Helmut Schmidt bezahlte seine Standfestigkeit letztlich mit dem Verlust seines Amtes "

Schmidt bleib auch gar nichts anderes übrig, als standfest zu sein, schließlich hat er den Doppelbeschluss selbst angeleiert. Die USA haben die in Osteuropa stationierten SS20 nicht gekratzt, es war Schmidt der eine Nachrüstung mit Pershing 2 und Cruise Missiles forderte. Und damit die deutschen Nörgler ruhig sind, hat man sich NATO-intern auf Verhandeln und Nachrüsten geeinigt. Die USA wären von allein nicht auf die Idee einer Nachrüstung gekommen. Hat sie einfach nicht interessiert.
Ach ja, deshalb hat auch Kohl am Doppelbeschluss festgehalten. Ein Umschwenken einer Bundesregierung hätte die Amerikaner hart vor den Kpf gestoßen und DEs Stellung in der NATO bis zur Bedeutungslosigkeit geschwächt.

Zitat:"Demgegenüber wird die “Deutsch-Französische-Freundschaft” unter den ewigen Gegensätzen dieser beiden Kontinentalmächte auf eine harte Probe gestellt werden. "

Frankreich ist wie Deutschland eine ehemalige Kontinentalmacht. Beide haben sich diese Positon gegenseitig zerstört. Mach aber nichts, das hat uns einen deutsch-französichen (und damit kontinentalen) Frieden und ein Ende der jahrhundertelangen Feindschaft zwischen beiden Nationen gebracht. Eine nicht unerhebliche historische Leistung innerhalb von 2 Generationen.

Zitat:"Das Verhältnis zwischen “Madame Le Pen” und “Madame Merkel” wird eher zum Stutenbeißen generieren. "

Erstens ist noch gar nicht sicher, dass die beiden als Präsidentin / Bundeskanzlerin aufeinander treffen werden und zweitens könnten die beiden trotz aller politischen Unterschiede die dicksten Freundinnen werden. Weiß man nicht. (Ist aber gut möglich, da beide sich dann gegenseitig den Rücken stärken können und Le Pen Merkel "mitnehmen" könnte.)

Zitat:"Der Wunsch sich aus dem Vereinigten Königreich zu lösen,"

Sollte man nicht überbewerten, das hat eine über 500jährige Tradition. Ist Teil des Spiels auf der Insel und hat auch seine Wurzeln in dem kelisch-germanischen Gegensatz der angelsächsischen Landnahme. Na ja, und ist auch irgendwie Folklore dort.

Zitat:" Je mehr sich Deutschland vom Westen isoliert, um so höher wird der Preis, den es zahlen muß. "

Wo ist DE vom Westen isoliert? Es gibt derzeit ein gewisses Durcheinander, das den unterschiedlichen nationalen Interessen geschuldet ist.
Ein Problem ist, dass sich die Bundesregierung mal wieder nicht so ganz über ihre Rolle im großen Spiel klar ist und sich öfters wie ein pupertierender Bengel aufführt. Was auch eine Folge der Führungsschwäche der US-Regierung ist, Obama ist einfach nicht als Führer des Westens geeignet. Der ist zu weich dafür. Ein weiterer Grund dafür ist, dass Merkel und Hollande nicht miteinander können. Sarkozy hat Merkel in Europafragen "gut unter Kontrolle" gehabt. Und die letzte Bundesregierung, die so etwas ähnliches wie europäische Führungsstärke hatte, ist auch schon etwas her.
Aber isoliert ist DE im Westen defintiv nicht. Man könnte es eher als etwas unbeliebt bezeichen.

Zitat:"Die Konsequenzen"

Diesem Abschnitt kann ich weitgehend zustimmen, wobei die angeführten Konsequenzen viel zu kurz greifen. Die EU muss demokratisch reformiert werden, soll sie nicht auseinander fallen. Nur ein paar Gesicher auszutauschen reicht nicht. Die EU hat einen falschen Weg eingeschlagen und der muss korrigiert werden.
Wobei sich die EU mit der Osterweiterung selbst ein Ei ins Nest gelegt hat. Die frühe wirtschaftliche Integration der osteuropäischen Staaten in ein gemeinsames Europa war richtig, aber die politische kam viel zu früh. Die müssen erst einmal sich national stabilisieren, dann können sie sich auch in eine supranationale Organisation integrieren. Auch hier wäre Britannien hilfreich, haben sie auf der Insel doch Erfahrung mit verschiedenen Nationen unter einem supranationalen Dach.
Na ja, nur weil für einen Brexit gestimmt wurde, heißt es noch lange nicht, dass ausgetreten wird. Die Briten sind eben auch gute Strategen. Wenn sich die Aufregung gelegt hat, werden sie noch was aushandeln, was sie ihrem Volk zur Abstimmung vorlegen können und so der (vollständige) Brexit ganz demokratisch abgewendet werden kann. Denn die EU kann sich den Verlust eines Netto-Zahlers gar nicht leisten. Das weiß man auf der Insel. Und auch der Ansehensverlust eines Brexits würde die EU hart treffen. Da wird es noch "Kompromisse" geben.

Kompromisslose Grüße,

Dirk S

Gravatar: Karl Brenner

Vieles richtig
Vieles falsch
Aber ein offenes und ehrliches Wort.

ZB
Es war nicht der NATO-Doppelbeschluß, der Schmidt zu fall brachte. Sondern das Papier von der FDP über die Wirtschafts- und Beschäftigungspolitik der uneinsichtigen Sozialdemokraten in der Partei.

Europa sollte unabhängig von den USA zu einer Verständigung mit Rußland kommen. Dazu ist der Wirtschaftsraum viel zu wichtig. Dazu ist für Rußland Sicherheit notwendig, und nicht Einkreisung mit Raketenstellungen der USA.

Das Problem mit der Ukraine muß gelöst werden. Dazu sind Verhandlungen notwendig bei denen beide Seiten zu weitreichenden Kompromissen bereit sind. Das sehe ich bei solchen Artikeln wie diesen hier nicht

Es wird Zeit, dass die EU und Europa erwachsen werden und selber Entscheidungen treffen.

Gravatar: Klimmich

@ Thomas Riessler: "Gähn! Die Russen ... lügen."

Nennen Sie eine angeblich russische Lüge bevor Sie darüber einschlafen, dass Europa an der Schwelle zu einem Atomkrieg steht. Eine!

Gravatar: Stephan Achner

@ Thomas Riessler: "An nützlichen Idioten, die dieses Spiel mitspielen, scheint es dabei nicht zu mangeln.":

[...] Wenn Sie schon hier eine Diskussion um die "Vertrauenswürdigkeit Russlands" aufmachen, dann sollten sie wenigstens der Vollständigkeit halber auch die fehlende Vertrauenswürdigkeit der USA mit aufzählen. Zahlreiche US-Regierungen haben in den letzten Jahrzehnten mehr als genug bewiesen, dass man US-Regierungen grundsätzlich nicht trauen darf, wenn es um Fragen von Krieg oder Frieden geht. Etliche Kriege der USA sind bewiesenermaßen mit öffentlichen Lügen offizieller Regierungsvertreter vom Zaun gebrochen worden - sei es z.B. der sog. Tonkin-Zwischenfall, der als erlogene Begründung für den Einmarsch der US-Armee in Vietnam herhalten musste oder auch der zweite Irak-Krieg in 2003, der mit vorsätzlich falschen Aussagen von US-Regierungsvertretern in der UN-Vollversammlung begründet wurde.

Außerdem sind Sie offensichtlich ein Deutscher. Vor denen sollte sich Russland ganz besonders in Acht nehmen, denn schließlich ist die Sowjetunion im Juni 1941 von Deutschland überfallen worden und nicht umgekehrt.

Etwas mehr Zurückhaltung und Aufrichtigkeit im Umgang mit Argumenten würde auch Ihnen gut tun.

[Gekürzt. Die Red.]

Gravatar: Thomas Rießler

Klimmich, das ist alles nichts Neues. Auch die Islam-Apologeten finden 1001 Gründe, warum der Islam die Religion des Friedens ist. Gähn! Den Russen wurde 70 Jahre lang beigebracht, systematisch zu lügen. So was schüttelt man nicht so einfach ab. In einem solchen Umfeld muss man sich seine Diskussionswürdigkeit erst wieder erarbeiten.

Gravatar: Klimmich

Werter Thomas Rießler, die Fakten sind, dass der Westen sowohl geostrategisch als auch rüstungstechnisch eine Einkreisungspolitik gegenüber Russland betreibt, die mit immer gravierenderen Provokationen und einer sich stetig verschärfenden Kriegspropaganda einhergeht. Insbesondere Polen tut sich auf eine Weise hervor, die einem nur noch Angst und Bange machen kann. Man will die Opfer des Flugzeugabsturzes von Smolensk exhumieren, um die These zu untersuchen, er wäre von einer Bombe verursacht worden; Lech Walesa hat dazu aufgerufen, auf russische Flugzeuge zu schiessen, die auf Provokationen in der Ostsee reagieren; es wurde eine ca. 80000 Personen starke Miliz aufgestellt, die für eine Auseinandersetzung mit Russland trainiert; die Streitkräfte solen bedeutend vergrössert und aufgerüstet werden; amerikanische Abfangraketen sollen stationiert werden. Dazu kommen die Wiedereinführung der Wehrpflicht in Litauen, eine geplante Vergrösserung der Streitkräfte in Norwegen, die NATO-Assoziation Schwedens, die wahrscheinlich bald erfolgende NATO-Assoziation Finnlands, die Stationierung von NATO-Truppen im Baltikum, Flotteneinsätze in der Ostsee. Sie können, um sich gut zu fühlen, sich natürlich vorstellen, dass das gut sei, weil Russland den Westen durch Kulturmarxismus unterwandere. Wie das damit zu vereinbaren ist, dass Russland sich rechristianisiert und faktisch die letzte Bastion gegen den Kulturmarxismus darstellt, wird dann ihr Geheimnis bleiben. Die Zeichen stehen unübersehbar an der Wand: Der Westen läuft sich für einen Krieg mit Russland warm, und in bewährter Weise soll Russland solange provoziert werden, bis es reagiert und man ihm die Schuld zuschieben kann. Dieser Krieg wird nuklear sein, denn Russland bleibt nur diese eine asymmetrische Antwort.

Gravatar: Thomas Rießler

Die Diskussion um die Vertrauenswürdigkeit Russlands ist in etwa so skurril wie die Diskussion um den Islam als Religion des Friedens: Es gibt jede Menge Propagandisten, aber die Fakten sprechen eine andere Sprache.
Ganz zu recht weisen Sie darauf hin, dass Le Pen von den Russen finanziert und damit als konservative Politikerin unglaubwürdig ist. Ich würde sogar noch weiter gehen und behaupten, dass die Russen beide Seiten des Konflikts bedienen. Einerseits destabilisieren sie die westliche Gesellschaft von innen durch neomarxistische (68er) Bewegungen und Politiker, andererseits versuchen sie auch, die konservative Gegenbewegung auf eine amerikafeindliche und russlandfreundliche Linie zu bringen. An nützlichen Idioten, die dieses Spiel mitspielen, scheint es dabei nicht zu mangeln.

Gravatar: Klimmich

[...]

"Alle vier (Warum wird China hier nicht mitgezählt?), lassen diese (strategischen) U-Boote monatelang sich in den Weltmeeren verstecken.Sie sind dadurch nahezu unzerstörbar und es ergibt sich daraus die gesicherte Zweitschlagfähigkeit – das Fundament jeder nuklearen Abschreckung."

Das mit der Unverwundbarkeit strategischer U-Boote ist ein Mythos. Am ehesten gilt das noch für die U-Boote der USA, weil die in weiten Meeresregionen operieren können, die die US-Navy kontrolliert. Die russischen U-Boote können sich nicht aus dem Ochotskischen Meer
oder unter dem Nordpolareis hervorwagen, ohne dass sie das Risiko eingehen, dass die US-Navy sie aufspüren und bekämpfen kann. Atom-U-Boote sind relativ laut, weil sie ständig Kühlwasserpumpen laufen lassen müssen. Das macht sie verwundbar, wenn der Gegner sich von vorneherein im selben Seegebiet befindet.

"Er (Putin) stellt gerade Kurzstreckenraketen – die sich auch mit Kernwaffen bestücken lassen – in Kaliningrad (Königsberg und nördliches Ostpreußen) auf."

Das ist gut möglich aber niemals bestätigt worden. Auf jeden Fall wäre es nur eine angekündigte Reaktion auf die Stationierung von Abwehrsystemen in Polen, die die Abschreckungsfähigkeit Russlands unterlaufen.

"Eine alte sowjetische Taktik: Die selektive Bedrohung mit Kurz- und Mittelstreckenraketen um den “Schutzschirm” aus Interkontinentalraketen auszuhebeln und die Nationen zu spalten."

Eine alte NATO-Taktik: Die quantitative und qualitative
Vorrüstung möglichst verschleiern bis die Gegenseite reagiert und diese Reaktion dann als aggressiv hinstellen.

"Wenn ihnen jetzt ein “Putinversteher” erzählt, dies sei nur eine notwendige Reaktion auf die Stationierung der Raketenabwehr in Rumänien, einfach mal einen Globus in die Hand nehmen. Rumänien liegt ziemlich genau in der Mitte einer ballistischen Flugbahn zwischen Teheran und Brüssel."

Und auf welcher ballistischen Flugbahn liegen bitteschön die geplanten Abfangraketen in Polen? Ausserdem gehören zu dem System auch Abfangrakten tragende Schiffe, die sogar noch vor der Stationierung in Rumänien ihren Einsatzräumen in Europa zugeteilt wurden, ohne dass das (NATO-typisch) an die grosse Glocke gehängt wurde. Diese Schiffe liegen im spanischen Rota und können um ganz Europa herum operieren, von der Barents-See bis zum Mittelmeer.

"Man kann mit kinetischer Munition (der regenschirmartige Kopf der Abfangrakete muß möglichst frontal auf den einfliegenden Sprengkopf treffen um ihn sicher zu zerstören) nur in eng begrenzten Winkeln Wirkung erzielen."

Das kann in dieser Allgemeinheit nicht gesagt werden, weil es von vielen Faktoren abhängt. Insbesondere besteht bei einer Stationierung von Abwehrraketen nahe der russischen Grenze die Gefahr, dass der "engangement envelope" in die Flugphase hineinreicht, in der sich die Sprengköpfe noch gar nicht von ihrem Träger abgetrennt haben. Dieser Komplex bildet ein viel grösseres und schwerfälligeres Ziel als einzelne Sprengköpfe. Davon abgesehen: Was jetzt noch nicht möglich ist, kann ohne weiteres in Zukunft irgendwann möglich werden.

Zu all dem kommt noch, dass die Abfangraketen auch gegen Bodenziele eingesetzt werden können. Das erfordert nichts als einen Softwareupgrade. Und wie soll Russland wissen, ob eine in einem Silo sitzende "Abfangrakete" nicht auf Bodenziele gerichtet ist und statt eines kinetischen einen nuklearen Gefechtskopf trägt?

Und damit ist immer noch nicht Schluss, die Abschussvorrichtungen sind nämlich standardisiert und können auch mit Marschflugkörpern bestückt werden, natürlich wiederum, ohne dass Russland das erkennen kann. Damit hätten die USA und ihre willfährigen Vasallen dann endgültig den Vertrag über MIttelstreckenwaffen unterlaufen, der seinerzeit zur Abrüstung von SS-20, Pershing-II und Marschflugkörpern führte.

"In Schottland liegt die gesamte britische “Atomflotte”. Diese Tatsache hat schon in der letzten Abstimmung eine wesentliche Rolle gespielt."

So, so. Vielleicht sollte Dr. Humpich sich klarmachen, dass es für atomgetriebene Einheiten keinerlei Rolle spielt, ob sie in Schottland oder ein paar Kilometer südlich davon in England liegen. Ausserdem wird Schottland mit grösster Sicherheit NATO-Mitglied bleiben. Dass GB seine Atomflotte in Schottland liegen hat, hat vornehmlich historische Gründe ausser, dass es der Wirtschaftsförderung dient. Militärstrategisch zwingend ist es sicherlich nicht. Von den amerikanischen Verbänden, die im Atlantik operieren, ist ja auch keiner in Schottland beheimatet.

"Würde sich Schottland wirklich vom UK abspalten, käme dies einer Errichtung des Hadrianswalls gleich."

Äh, wer würde diesen "Hadrianswall" gegen wen errichten?

"Durch das Tor Grönland-Island-Schottland muß die russische Flotte durchschlüpfen – wie einst Hitlers Flotte – um in den Vorgarten der USA zu gelangen."

Das russische Oberkommando hat gerade erst 50 höhere Offiziere der Ostseeflotte unehrenhaft entlassen - wegen Vernachlässigung ihrer Pflichten, Korruption und als Warnung an die übrigen Flottenteile. Da schlüpft gar nichts. Und selbst wenn die Russen ihren Saustall in Ordnung bringen sollten: Hat Dr. Humpich sich mal die Zahlenverhältnisse angesehen? Im Ernstfall hätte die russische Flotte alle Hände voll zu tun, die eigenen Küsten und strategischen Raketen-U-Boote zu schützen.

Hier wird wie eigentlich schon die ganzen Jahrzehnte nach dem Zweiten Weltkrieg über nur wieder mal der böse Russe beschworen, um die eigenen aggressiven Vorhaben zu verschleiern und beschönigen. Europa
geht mit dieser Politik einer sehr gefährlichen und ungewissen Zukunft entgegen. Der kalte Krieg kann dafür nur bedingt als Blaupause herhalten weil die Verhältnisse sich grundlegend gewandelt haben. Geographisch natürlich aber auch technologisch. Früher taugte der "Krieg der Sterne" nur als Bluff, heute ist er Wirklichkeit.
Und an allem sind nur die USA und die NATO Schuld.

[Gekürzt. Die Red.]

Gravatar: MGR

Die A-Bomben sind kein Schutz für uns sondern machen uns vielmehr zum Ziel für die Raketen anderer. Diese Bomben sowie sämtliche strategische Einrichtungen auf deutschem Boden wirken wie Täuschkörper und lenken Raketen weg vom amerikanischen Festland. Offensichtlich hat manch einer vergessen dass wir hierzulande auf einem potentiellen Schlachtfeld wohnen und scheint sich über diese "Zielmarken" auch noch zu freuen. Das ist existentielle Dummheit. Wenn sie nicht in unserer eigenen Hand liegen dann runter mit sämtlichen Zielmarken von unserem Staatsgebiet.
und zum Thema “Frankreich zuerst” bzw. “USA zuerst”
Jedes Land verfolgt seine Interessen. Schon immer. Die Einzigen die das offensichtlich vergessen haben sind die Deutschen. Unseren europäischen Partner nie um einen politische Union (schon Kohl musste das 1990 feststellen) sondern um «balance of power» vor dem Hintergrund eines Wiedervereinten Deutschland und um eine Vergemeinschaftung der schrecklich stabilen DM und den damit verbundenen niedrigen Zinsen und stetig steigenden deutschen Wohlstand.

Gravatar: Lars Rosinsky

Eine recht interessante sicherheitspolitische Analyse, allerdings auf hypothetischer Grundlage, da weder Trump noch Mme. Le Pen z.Z. ein Regierungsamt bekleiden. Was mich etwas stört ist, daß hier die transatlantische Propagandathese vom "bösen Russen", der Europa bedroht, wieder aufgewärmt wird. Worin soll denn diese angebliche Bedrohung, die uns seit den Zeiten eines Constantin Frantz immer wieder von angelsächsicher Seite aufgetischt wird, bestehen? Tatsache ist doch, daß Russland und der Rest Europas historisch, wirtschaftlich und religiös seit Jahrhunderten so miteinander verbunden sind, daß beide ohneeinander gar nicht mehr existieren können. Das angesprochene Raketenabwehrschild, welches die USA angeblich gegen den Iran (mit dem die USA ja gerade eine völkerrechtliches Abkommen erzielt haben!) installieren, wird im übrigen auch von einem Standort im polnischen Teil Pommerns betrieben und dort fliegen nun wirklich keine imaginären persischen Raketen! Deutsche Politik wird daher Frieden und Sicherheit nur mit Russland bekommen, niemals gegen Russland.

Gravatar: Alfred

Sie sollten ihren Artikel noch einmal überdenken, wenn sie nicht zu den militanten Globalisierungsfanatikern gehören wollen.
Nicht Putin ist die Bedrohung, sondern die militante NATO [...]

[Gekürzt. Die Red.]

Gravatar: Michael Ziefle

Herr Dr. Humpich, stimme ihnen in allen Punkten zu!

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