Bob Dylan erhält den Literatur- Nobelpreis und geht nicht zur Verleihung- It ain´t me babe- ich bin es nicht!

Meistens fühlen sich Nobelpreisträger durch die Verleihung sehr geehrt.   Und so kommt es sehr selten vor, daß die Geehrten nicht zur Verleihung erscheinen.   Im Falle Bob Dylans (Robert Zimmermann) ist alles ein wenig anders.

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Meistens fühlen sich Nobelpreisträger durch die Verleihung sehr geehrt.

Und so kommt es sehr selten vor, daß die Geehrten nicht zur Verleihung erscheinen.

Im Falle Bob Dylans (Robert Zimmermann) ist alles ein wenig anders.

Er war lange Zeit auch nach der Bekanntgabe selbst telefonisch nicht für das Nobelkomitee erreichbar, es gab einen sehr späten Kommentar seines Stabes zur Verleihung. Und er kommt nicht zur Zeremonie.

Was ist bei Dylan anders, als bei Anderen?

Wer sich mit ihm befasst hat, kann über sein Verhalten nicht überrascht sein.

Dylan trat mit seinen Liedern ab 1962 in die Öffentlichkeit, wurde ca. ab 1963 wirklich bekannt und schnell sehr berühmt. Neben den wirklich legendären Auftritten beim US- amerikanischen Newport Folk Festival 1963- 65, profilierte er sich auch, auf Initiative von und zusammen mit Joan Baez in der Bürgerrechtsszene. Und einige seiner Lieder waren damals auch unmittelbar politisch (with god on our side, masters of war). Aber danach war er nie eine Person großer politischer Bewegungen, vermutlich misstraute er diesen erheblich. Wenn er in seinen Lieder im Weiteren politisch blieb, dann auf einer präzisen, konkreten Ebene.

Berühmt sein Lied- Like a rolling stone- als ein Lied über den persönlichen Abstieg der so weit geht, daß …you have nothing to conceal- du hast nichts mehr zu verbergen.

Die Zeitschrift „Rolling Stone“ erklärte dieses Lied zum besten Rocksong aller Zeiten.

Oder die Kritik an der Willkür des US- amerikanischen Justizsystems in wenigen Zeilen in dem Lied „Joey“ … What time is it said the judge… five to ten said Joey, Judge said that’s exactly what you get.



Dylan entzog sich schon sehr früh, Mitte der sechziger Jahre dem öffentlichen Politzirkus. Vielleicht sah oder spürte er dessen Verlogenheit, in dem Betroffenheit als Mittel der Eigenprofilierung von Politikern instrumentalisiert wird.

Und dazu passt, daß er sich auf einmalige Weise der Auszeichnung des Nobelkomitees entzieht und nicht erscheint.

Dies irritiert die etablierten Medien, die diesen grandiosen Poeten und Komponisten auch in Zukunft gerne einspannen würden.

Ein Beitrag in der Süddeutschen Zeitung vom 10.12. 2016 dazu belegt dies. Der Autor beginnt dazu wörtlich: „ Es ist schon konsequent, daß die Dichterin und Sängerin Patti Smith bei der diesjährigen Literaturnobelpreis- Verleihung an diesem Samstag, 10. Dezember den Preisträger Bob Dylan vertritt…“.

Konsequent wäre es gewesen, wenn Dylan erschienen wäre, jedenfalls aus der Sicht der SZ. So konstruiert die SZ Patti Smith zu einer „Aktivistin“, einem Attribut, das sie Dylan auch gerne beigelegt hätte, aber immerhin hat er ja nach SZ- Angaben eine Aktivistin als Vertreterin geschickt. Dieser Unsinn in der SZ will die Brüskierung des Nobelkomitees durch Dylan verschleiern und seine Zugehörigkeit zum gleichen Establishment belegen.

Mir erscheint dagegen plausibel, daß sich Dylan nicht durch diese Ehrungsestablishment instrumentalisieren lassen will. Jedenfalls würde das genau zu ihm passen.

Und mit seinen eigenen Worten: It ain´t me babe- Ich bin es nicht.

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: H.Roth

Vielleicht sollten die Preisverleiher VOR der Auswahl die Kandidaten befragen, ob sie den Preis auch annehmen würden. Insbesondere der Literaturnobelpreis scheint von der Political-Correctness-Krankheit befallen zu sein, oder zumindest die Jury.
Den Eindruck hatte ich zumindest nach dem Lesen von "Atemschaukel" von Herta Müller. Ich habe mich wirklich gefragt, ob sie den Preis auch bekommen hätte, wenn das Buch nicht von einem Homosexuellen im russischen Arbeitslager gehandelt hätte.

Zudem habe ich vor wenigen Jahren einen Bericht gelesen, in dem ein russischer Mathermatiker (ein Jude), der ein Jahrhunderträtsel der Mathematik endlich gelöst hatte, auf Preis und Preisgeld verzichtet hat, und weiterhin recht einfach in seiner bescheidenen Wohnung leben wollte. Eben ein passionierter Mathematiker, dem es um die Sache ging, und nicht um die Ehre.
Vielleicht trifft das ausnahmsweise auch mal auf einen Musiker zu...?

Gravatar: Hans Georg

Dylan ist weder Poet noch unpolitisch. Im Gegenteil.
Und ausgerechnet diese Smith zu schicken....
Es schaudert.

Wenn es denn um Literatur und Poesie gegangen waere, haette Leonard Cohen ihn verdient.

Gravatar: thwellert

Absolutely!

Er Sch**** auf das verlogene Establishment und ihrer Selbstbeweihräucherung.

Allerdings wäre er noch besser rübergekommen, wenn er sich von Anfang an offiziell diesem Nobelpreis gegenüber distanziert hätte und nicht erst so ein hin- und her Affenzirkus mitgemacht hätte.

Und überhaupt - Literaturnobelpreis für einen Sänger? Seeehhhhr weit hergeholt, meiner bescheidenen Ansicht nach.
Es gäbe ganz sicher noch andere, adäquate Preise, mit denen man Bob Dilan auszeichnen könnte, als ausgerechnet den Literaturnobelpreis.

Generell scheint mir dieser ganze Nobelpreiszirkus schon auf Thomas Gottschalk-Niveau abgesunken zu sein.
Wenn man sich einmal die Listen anschaut, WER heutzutage WOFÜR irgend einen Nobelpreis bekommt, dann darf man diesen ganzen Akt als reine Show abtun, mehr nicht.

Gravatar: Adorján Kovács

Sehr geehrter Herr Gerke,
die Sache ist ganz einfach. 1979 konvertierte Dylan zum Christentum. Danach musste die Linke (oder das, was Sie das heutige Establishment nennen) sich Dylan erst einmal wieder zurecht legen. Das Konversionserlebnis (Begegnung mit Jesus in einem Hotelzimmer) wurde zu einem Drogentrip uminterpretiert, über die explizit christlichen Lieder der Mantel des Verschweigens gebreitet, ansonsten nur die ollen Lieder aus den 60ern hochgehalten und der Liederschreiber mit dem Adjektiv „unbequem“ versehen, das alles erklären soll. Damit musste man selbst nicht mehr umdenken. Vielleicht wollte Dylan in Stockholm nicht jenen altlinken Späthippies begegnen, die nach dem Marsch durch die Institutionen sich selbst oder besser ihren sentimentalen Jugenderinnerungen den „Literatur“-Nobelpreis verleihen wollten. Vielleicht weiß Dylan aber auch, dass er mit dem Preis unglaublich überschätzt wird. Damit will ich seine Leistung als populärer und einflussreicher Liedtexter und -sänger nicht mindern, aber ohne seine Melodien wären seine Texte viel weniger wert.

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