Augen auf im Wahlkampf!

Allenthalben blüht es an den Straßen! Nein, diesmal keine Bäume, keine Blumenarrangements auf Kreisverkehrinseln, diesmal blüht es an den Laternen und Schildern: Plakate, mal mehr mal weniger originell, mal mehr mal weniger aussagekräftig – immer mit dem Versuch, eine Aussage auf den Punkt zu bringen. Kein Zweifel: Es ist Wahlkampf!

Veröffentlicht:
von

Für jeden Wähler ist in diesen Wochen daher Vorsicht angebracht: niemand sollte so naiv sein, dass sich Parteien oder Politiker einfach nur so äußern, wie sie es tatsächlich vertreten: sie äußern sich so, dass es zu mehr Stimmanteil bei den Bundestagswahlen im September reicht! Da gilt es dann abzuwägen, ob eine Bundeskanzlerin, die dem katholischen Magazin „Credo“ ein Interview gibt und dort von ihrem Glaubensleben berichtet, das wirklich so meint oder sich nach den Wahlen, falls sie noch Kanzlerin bleibt, die Konsequenzen eines Glaubenslebens wieder vermissen lässt. Das soll nicht heißen, nicht mal andeuten, dass sie die Unwahrheit sagt, wenn sie auf die Frage, welche politische Entscheidung sie bereut darauf verweist, dass sie sich einen anderen, christlicheren Ausgang der Debatte um die PID gewünscht hätte. Es sollte uns aber bedenklich stimmen, wenn man bislang von einer christlichen Kanzlerschaft wenig bemerkt hat und diese nun mehr in den Mittelpunkt gerückt wird, wenn auch der letzte Bundespolitiker bemerkt haben dürfte, dass man mit der Verhätschelung progressiver Wählerschichten der eigenen Stammklientel vor den Kopf stößt. Das ist die Herausforderung der Parteien im Wahlkamp: den Spagat hinzubekommen zwischen Positionen, die man vertreten möchte und denen, die Erfolg versprechen. Und das ist auch die Herausforderung für uns Wähler: die eine von den anderen zu unterscheiden!

Da ist also Presse- und Wahlkampfexegese angesagt! Und wie bei der Bibelexegese kommt man teilweise zu ganz anderen Schlussfolgerungen, als man gemeinhin geglaubt hat. Und ein Beispiel möchte ich gerne anführen, dessen Bedeutung mir erst langsam klar wird: den Vorschlag der Grünen, eines bundesweiten wöchentlichen „Veggie Day“ (zumindest am „Sprachpranger“ sollte diese Initiative landen) einzurichten, an dem in öffentlichen Kantinen nur fleischlose Gerichte angeboten werden dürfen. Ich habe mich selbst schon leidenschaftlichüber dieses Thema aufgeregt aber langsam überkommt mich der Verdacht: Ich bin reingefallen! Nicht, dass die Grünen sich nicht mehr und mehr als DIE deutsche Verbotspartei etablieren, sich aufführen als die Oberlehrer der Republik, die man schon im Privatleben am liebsten von hinten, besser noch gar nicht sieht – die ganze diktatorische Attitüde ist für jeden freiheitsliebenden Menschen einfach nur abstoßend, aber trotzdem scheint sie bis zu einem gewissen Maß bei den Wählern auf Gegenliebe zu stoßen (was mehr über die Wähler als über die Partei aussagt – auch die Grünen äußern sich in der Regel so, dass sie gewählt werden).

Aber mit dem „Veggie Day“ haben sie offenbar den Bogen überspannt – so könnte man meinen. Die überwiegende Zahl der deutschen Medien regen sich über den Vorschlag auf oder machen ihn lächerlich, bislang habe ich noch niemanden getroffen, der die Idee wirklich gut findet (auch solche nicht, die den Grünen sonst nahestehen), maximal – so habe ich letztlich einen Beitrag gelesen – dass man es bedauert, dass in der eigenen Kantine zuweilen gar kein vegetarisches Gericht angeboten wird (was ich persönlich weiter dem Wechselspiel von Angebot und Nachfrage anvertrauen würde, aber ich verstehe, was diejenigen stört). Öffentlichkeit und Presse scheinen sich auf die Grünen und dieses Thema einzuschießen. Was mich skeptisch macht, sind aber zwei zusätzliche Aspekte, die wenig ins Auge fallen: erstens, dass die Grünen auch in anderen Themengebieten ihre Vorstellungen der Bevölkerung aufzuzwingen versuchen, ohne das sich irgendjemand besonders darüber aufregen würde (man lese nur mal das Beispiel der „Homo-Lehre“ die gerade in Baden Württenberg unter der grün-roten Regierung in den Schulen durchgesetzt wird, siehe den Bericht im Mannheimer Morgen). Zweitens, mit ersterem zusammenhängend, die Tatsache, dass ca. 2/3 bis 3/4 (je nach Umfrage) der deutschen Journalisten den Grünen nahestehen: wenn also die versammelte grün-linke Journallie gegen ein grünes Thema aufbegehrt, dann heißt es „Augen auf!“

Und man wird recht schnell fündig bei einem Thema, dass außerhalb kirchlicher oder konservativer Medien nicht mehr oder nur unter ferner liefen stattfindet: der Pädophilieskandal bei den Grünen! Sicher, es gibt ein paar aufrechte Journalisten, wie Bettina Röhl (hier oderhier) die nicht müde werden, dieses Thema anzuprangern, darauf hinzuweisen, dass es bei den Grünen nicht um die Verfehlung von ein paar einzelnen Mitgliedern geht sondern um eine strukturelle Unterstützung – bis hin zu Parteitagsbeschlüssen – der Aufhebung des gesetzlichen Pädophilieverbots. Hochrangige Mitglieder der Partei beugen die Wahrheit, indem sie behaupten, die entsprechenden Beschlüsse und Diskussionen in den 80ern seien doch gar nicht so wesentlich gewesen, ein Daniel Cohn-Bendit entblödet sich nicht, seine geschmacklosen (und wenn sie der Realität entsprechen auch strafrechtsrelevanten) Einlassungen als Aufstand gegen damalige Konventionen und „schlechte Literatur“ zu verniedlichen. Und alles das – ein Blick in Google-News bestätigt den Verdacht – ist seit ein paar Wochen kein Thema mehr in den Medien. Ein Thema, dass den Grünen schaden könnte, wird in der Debatte aufgegeben zu Gunsten einer Debatte um fleischlose Tage in deutschen Kantinen.

Ich will, als papsttreuer Katholik, die Vorkommnisse in der Vergangenheit der katholischen Kirche nicht kleinreden, im Gegenteil bin ich der Meinung, dass die Vorwürfe gegen eine Vertrauensperson wie einen Priester schwerer wiegen müssen, aber immerhin tut (und hat das auch in der Vergangenheit nicht getan) in der katholischen Kirche niemand so, als könne Pädophilie irgendwie eine schon zu rechtfertigende Spielart normaler Sexualität sein. Die Aufarbeitung, die heute in der katholischen Kirche erfolgt (und die von den Medien in weiten Teilen ignoriert wird) ist geprägt vom Bewusstsein des Unrechts, das jungen Menschen, im Vertrauen der Eltern in die Priester, geschehen ist. Kein Wort davon bei den Grünen: Salonfähigkeit pädophiler Forderungen? Nur ein Ausrutscher! Verbreitung pädophiler Gedankenspiele? Nur schlechte Literatur, ausgelöst durch eine viel zu verklemmte Stimmung! Wer so argumentiert dreht sich im Kreis seiner eigenen „Unfehlbarkeit“ – Aufarbeitung, die die Grünen immer wieder von anderen fordern und für sich selbst auf die Zeit nach der Bundestagswahl verschobenen haben, sieht anders aus!

Grüne Positionen, und hier rede ich jetzt nicht von den Pädophilietendenzen aus den 80ern die heute – hoffentlich – wirklich nur noch Geschichte sind, sind für christliche Wähler in weiten Teilen unvereinbar mit deren Gewissen, es besteht also wohl keine Gefahr, dass hier besonderes Wählerpotenzial bestünde. Trotzdem heißt es, wenn von den Medien eine Sau durch’s Dorf getrieben wird, die grün lackiert ist, genau hinzuschauen, ob das aktuelle Aufregerthema nicht vielleicht nur eine Ablenkung von wichtigeren Themen darstellt. Der Vergleich „Veggie Day vs. Pädophilieskandal“ ist da nur einer von vielen – also Augen auf!

 

Dieser Beitrag erschien zuerst auf papsttreuer.blog.de

Für die Inhalte der Blogs und Kolumnen sind die jeweiligen Blogger verantwortlich. Die Beiträge der Blogger und Gastautoren geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion oder des Herausgebers wieder.

Ihnen hat der Artikel gefallen? Bitte
unterstützen Sie mit einer Spende unsere
unabhängige Berichterstattung.

Abonnieren Sie jetzt hier unseren Newsletter: Newsletter

Kommentare zum Artikel

Bitte beachten Sie beim Verfassen eines Kommentars die Regeln höflicher Kommunikation.

Keine Kommentare

Schreiben Sie einen Kommentar


(erforderlich)

Zum Anfang