Auftragsforschung vom Feinsten

Heute wurde in der „Tagesschau“ eine soziologische Studie der Universität Leipzig vorgestellt. Und zwar sehr ausführlich. Demnach ist „die Mitte“ der deutschen Gesellschaft in autoritärer und rechtsextremer Weise „enthemmt“. Es handelt sich um verdeckte Auftragsforschung. Die wissenschaftlichen Ergebnisse dürfen wenigstens partiell bezweifelt werden.

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„Enthemmte Mitte“: Damit entspricht die Studie genau dem neuen Kampfbegriff der links-grünen veröffentlichten Meinung (dem, was man „Wahrheitspresse“ nennt), nämlich der seit den sich abzeichnenden Erfolgen der AfD vermehrt aufgestellten Behauptung, dass „die Mitte“ radikal, ja eigentlich terroristisch sei. Schon diese Übereinstimmung von medial eingeführten und angeblich wissenschaftlichen Begriffen läßt aufhorchen.

Man kann sich die Studie, die federführend ein Privatdozent Dr. Oliver Decker geleitet hat, auch im Internet anschauen, sodass ich hier nicht zu ausführlich werde. Sie ist auch im Psychosozial-Verlag erschienen; zum käuflichen Erwerb würde ich jedoch nicht raten. Die beteiligten Soziologen arbeiten am „Kompetenzzentrum für Rechtsextremismus- und Demokratieforschung“. Für das penetrante Selbstlob, sich Kompetenz zuzusprechen, können sie nichts, denn das ist mittlerweile Usus an deutschen Universitäten. Es fällt aber auf, dass eine Bedrohung der Demokratie für die selbsternannten Kompetenten nur vom „Rechtsextremismus“ her kommen kann. 

Schauen wir uns trotzdem wenigstens eines der Themen an, die diese Studie abdeckt: Chauvinismus. Bei einer Befragung kommt es bekanntlich auf die Fragen an. An den Fragen, die den 2400 „bevölkerungsrepräsentativen“ Leuten gestellt wurden, kann man deshalb erkennen, was die Leipziger Soziologen für „Chauvinismus“ halten, nämlich „Mut zu einem starken Nationalgefühl“, den Wunsch nach einem „harten und energischen Durchsetzen deutscher Interessen“ und die Erwartung an die Politik, „Deutschland die Macht und Geltung zu verschaffen, die ihm zusteht“. Nach diesen Kriterien sind z. B. die USA eine superchauvinistisch-rechtsextreme Macht mit ebenso superchauvinistisch-rechtsextremen Bürgern. Zudem wurden von rot-grünen Bundesregierungen ebenso wie den Großen Koalitionen deutsche Interessen innerhalb der EU teilweise knallhart durchgesetzt wie auch, u. a. durch den drittgrößten Waffenexport weltweit, zur deutschen Geltung beigetragen, ohne dass dies unsere Leipziger Soziologen zur Verurteilung von Schröder, Fischer, Merkel und Gabriel als „autoritäre Rechtsextreme“ geführt hätte.

Den Vogel schießt die Studie aber mit ihren stolz aufgeführten Förderern ab. Es sind dies die Heinrich Böll-Stiftung, die Rosa Luxemburg-Stiftung und die Otto Brenner-Stiftung, natürlich im Original alle mit „Deppen-Leerzeichen“. Na, da haben wir doch die Grünen, die LINKE und die IG Metall beisammen! Die SPD war natürlich zu feige und hat die Gewerkschaft vorgeschickt. Was soll man da noch sagen? No comment.

Die Stoßrichtung der Studie ist damit sonnenklar: Sie schlussfolgert, dass „die AfD“ zur „Heimat“ für Rechtsextremisten geworden sei. Das ist ziemlich global behauptet und ungefähr so aufschlussreich wie die sicher korrektere Feststellung, dass die Grünen und die LINKE die Heimat der Linksextremisten seien. Die damit einhergehende linksextreme „Enthemmung der Mitte“ ist aber anscheinend kein soziologisches Problem. Natürlich wird mit dieser Studie heute schon breit Wahlkampf gemacht in allen Wahrheitsmedien. Übrigens sind solche Machenschaften mit der Grund, warum man gegenüber NGOs, zu denen Stiftungen ja auch gehören, durchaus skeptisch sein darf. Sie sind Mittel der politischen Einflussnahme, die sich humanitär oder wissenschaftlich tarnen. Das ist nicht mehr wirklich unschuldig.

 

 

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: Thomas Rießler

Adorján Kovács, gewiss ist die Falschheit im Bereich der Medien und der Geisteswissenschaften umfassend und keine Einzelerscheinung. Dies hängt einerseits damit zusammen, dass die Veränderungen im Bereich der Kultur anfangen, bevor sie sich auf den politischen Bereich auswirken (Kulturmarxismus), und andererseits damit, dass die Globalisten z.B. durch die Bilderberger-Konferenzen „interdisziplinär“ vernetzt sind. Trotzdem halte ich den Ansatz der medialen Gegenpropaganda unter hohem finanziellen Aufwand für falsch, weil man sich dadurch in Abhängigkeiten begibt und leicht als nützlicher Idiot der marxistischen Dialektiker endet. Carvalho hat es in Brasilien geschafft, auch ohne großen finanziellen Aufwand bei vielen einfachen Leuten ein Bewusstsein für die Subversion der Marxisten zu schaffen. Anscheinend können sich die Marxisten dort derzeit nur noch durch massive Wahlfälschung an der Macht halten. So weit sind wir hier noch lange nicht, wenn man mal die Wahl zum Bundespräsidenten in Österreich davon ausnimmt.

Gravatar: henry paul

ich habe die Studie ganz gelesen. Was auffällt, ist die Frage art: nur suggestiv-Fragen- die Ergebnisse sind also nicht aus offenen Fragen ( mit zuführenden Indikatoren und Querbeweissichernden Fragen) interpretiert, sondern sie wurden direkt Wort-für-Wort vorgegeben. Solche Umfragennennt man politische Indoktrination. Die Leipziger Uni und ihre "Forscher"-Gruppe zum Rechtsradikalismus hat sich schon in vielen solchen Studien profiliert. Einer bezieht sich auf Studien des Anderen, der Dritte zitiert aus beiden und der Vieret summiert aus 1,2,3, immer mit demselbsen Ergebnis wie das auch in der Studie steht. Vorbild ist das ZpB (Zentrale für politische Bildung), das ZAK und die Professoren Reiner Becker, Renate Bitzan, Ronny Blaschke, Wilhelm Heitmeier, Von Hüllen,von Trotha, Birgit Rummelspacher Britta Schellenberg u.a. die sich auf Staatskosten in der Rechtsradikalen Lietratur permanent und ausführlich wechselseitig gerne ergänzen, zitieren, neu erfinden und so dem Staat den Boden für seine kruden und falschen Theorien liefern, um unliebsame, neue Parteine und Bürgerwillen totzuspucken. Reinstes Stürmer-Niveau und die zeigen mit dem Finger auf NAZI [...]

[Gekürzt. Die Red.]

Gravatar: Adorján Kovács

@Thomas Rießler
Ich verstehe Ihren Galgenhumor. Aber ach, wenn es nur die Tagesschau wäre. Geben Sie mal „Die enthemmte Mitte“ in Google ein. Die Falschheit liegt doch im ganzen medialen UND, darauf wollte ich hinaus, mittlerweile leider auch im geisteswissenschaftlichen Komplex. Orbán hat das übrigens nach seiner Niederlage 2002 erkannt. Ohne eine Basis in den Medien wird ein Wechsel schwer. Er hat entsprechende Förderer gefunden, die eine Pressebasis, also ein Sprachrohr für den Fidesz ermöglichten. Ob in Deutschland irgendein Milliardär bereit ist, die AfD zu fördern?

Gravatar: Thomas Rießler

Man kann sich natürlich auch seine tägliche Dosis Tagesschau reinziehen und sich dann über deren Falschaussagen aufregen. Dies mag die passende Einstimmung auf den Tatort sein. Gute Unterhaltung.

Gravatar: Adorján Kovács

@mah
Es stimmt teilweise, was Sie sagen. Aber ich bringe es nicht übers Herz, meine Zeit mit dem vollständigen Lesen und der umfassenden Analyse einer Studie zu verplempern, die schon beim Thema Chauvinismus ganz offensichtlich mit Absicht in eine Richtung tendiert udn damit wissenschaftlich vollkommen falsch liegt.
Was die "Förderer" angeht, so kritisiere nicht nur ich, dass Drittmittel Abhängigkeiten schaffen. Sie glauben doch bitte nicht im Ernst, dass alle drei linken Parteien eine Studie unterstützen, bei der nicht herauskommt, dass "die Mitte rechtsextrem enthemmt" sei.
Was die Wahrheit angeht, habe ich ja geschrieben, dass bei der AfD wahrscheinlich ebenso viele "Rechtsextreme" sein werden wie bei den linken Parteien "Linksextreme". Warum aber ist nur eine Seite das Problem? Darum geht es doch!

Gravatar: mah

Also lieber Herr Kovacs,

ganz so einfach geht es nun nicht. Wenn diese Studie mangelhaft ist, dann sollte man das belegen. Das tun Sie ja auch zum Teil.
Aber als krönendes Argument die Liste der Financiers aufzuführen ist doch ein bißchen dünn. Ich hätte da mehr "schlagende Argumente" erwartet. Ehm..ja...natürlich nicht wörtlich gemeint.

Verfallen Sie hier bitte nicht in die Attitüde des politischen Gegners: Da es von dort kommt muß es ja falsch sein.

Gravatar: mah

Den offiziellen Nachrichten entnahm ich, dass ungefähr 2300 Personen befragt wurden für diese "Studie".
Verdammt, wenn eine große deutsche Universität so etwas tut, dann ist die 10fache Zahl an Befragten das absolute Minimum, das man erwarten kann.
Wie wäre es denn, wenn ich mal durch meine Heimatstadt laufe (ca. 30 Tausend Ew.) und hier 2300 Leute befrage. Z.B.
-mögen Sie Bayern München
-finden Sie Homosexualität gut
-glauben Sie, dass A. Merkel ein Alien ist
-finden Sie nicht auch, dass man Putin sofort henken sollte

Welcher Schwachsinn immer dabei rauskäme, ich könnte ihn veröffentlichen.

Niemand würde das zur Kenntnis nehmen. Zu Recht.

Und das ist eben der Unterschied zwischen der Universität Leipzig und mir.

Und - fast peinlich das zu sagen, angesichts dieser altehrwürdigen Universität - ich bin stolz drauf.

Himmelherrgottnochmal wo geht dieses Land noch hin?

Gravatar: Thomas Rießler

Anstatt sich mit diesen linken Verschwörungstheorien abzugeben, könnte man sich ja auch mal im deutschsprachigen Raum mal mit interessanteren Dingen beschäftigen, zum Beispiel mit den Veröffentlichungen des The Inter-American Institute for Philosophy, Government, and Social Thought (IAI):

The USA and the New World Order: A Debate Between Olavo de Carvalho and Aleksandr Dugin, the Brains Behind the New Russian Geopolitical Strategy ( http://theinteramerican.org/the-usa-and-the-new-world-order-a-debate/ )

Eurasianism and Genocide ( http://theinteramerican.org/eurasianism-and-genocide/ )

A Brief History of Male Chauvinism ( http://theinteramerican.org/history-male-chauvinism/ )

Gravatar: Hayadale

Und dann noch die Interpretation im ZDF/ARD-Staatsfernsehen!

Ich, der ich mich selbst als "normaler, besorgter Bürger, als Patriot und AfD-Anhänger" empfinde, habe jetzt gar kein Selbstvertrauen mehr.
Die haben mich als rechtsextrem enthemmt bezeichnet, obwohl die Flitzpiepen mich gar nicht kennen!

Sieht schlecht aus für mich in der Zukunft...

Gravatar: Martin T.

Ihre Beschreibung erinnert mich an das Buch "Die Sprache der BRD" von Manfred Kleine-Hartlage. Weil es so gut passt, ein kurzes Zitat aus dessen Einleitung:

'Die Wissenschaft, die - nicht anders als die der DDR - wenigstens in den gesellschaftskundlichen Sparten einen Kampfauftrag hat und verpflichtet ist, parteiliche Wissenschaft zu sein, entwickelt in Vollzug dieser Vorgaben neues "Fachvokabular", in dem die umzusetzenden Prämissen enthalten sind ..., um sich dann - o Wunder! - in den Ergebnissen wiederzufinden.
(...) Die Medien speisen dieses vermeintlich wissenschaftliche Vokabular, das deswegen (weil das Publikum irrtümlich glaubt, Wissenschaft werde wertfrei und objektiv betrieben) als besonders seriös gilt, in den öffentlichen Diskurs ein.'

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