Auch wenn man nichts davon hält

Am Umgang mit Protestformen wie PEGIDA muss die Kirche andere Maßstäbe anlegen als andere Organisationen. "Licht aus!" bedeutet auch "Kommunikation aus!"

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In ein paar Beiträgen habe ich mich bereits mit dem Thema PEGIDA beschäftigt, und ich bin persönlich immer noch nicht sicher, was ich davon halten soll. Patriotismus an sich hat bei mir immer ein Stein im Brett, wenn der die Vorliebe für das eigene Land ohne Herabsatzung anderer Staaten bedeutet. Auch der Liste der „offiziellen“ Positionen der PEGIDA kann ich durchaus etwas abgewinnen. Bei den Initiatoren kann man da schon aufgrund deren mittlerweile bekannten Vergangenheit durchaus differenzierter Meinung sein und besonders bei den Teilnehmern kann wohl niemand so genau sagen, was sie zu den montäglichen Demonstrationen treibt.

Das macht sowohl die Aktion als auch die Reaktionen darauf schwer einschätzbar. Sind das in der Mehrzahl Nationalisten und Rassisten, die sich dort artikulieren oder kann man bei den meisten von einer Differenzierung der Positionen ausgehen, wie sie die PEGIDA-Initiatoren selbst artikuliert haben? Ist das offizielle Positionspapier nur ein Feigenblatt mit dem man über den eigentlich vorherrschenden dumpfen Fremdenhass hinwegzutäuschen versucht oder werden die dort beschrieben Positionen bewusst in den Medienberichten unterbewertet, was dem Vorwurf der „Lügenpresse“ nur neue Nahrung geben würde?

Bei mehr als 15.000 Teilnehmern bei den Demos in Dresden, Hunderte bis Tausende an anderen Standorten, bei nach Umfragen mindestens 1/3 bis zu 2/3 Verständnis, dass diese Bewegung in der Bevölkerung hervorruft, verbietet sich eigentlich jede Pauschalierung, sei sie nun positiv oder negativ. Und trotzdem schlagen die Reaktionen bei der Beurteilung meist alles über einen Leisten: Für die einen wird dort die berechtigte Sorge von Bürgern vor Überfremdung und das Ignorieren der eigenen Belange in Politik und Medien artikuliert, für die anderen sind PEGIDA & Co. lediglich die Artikulation von Rassismus und Fremdenhass. Beides geht sicher an der Realität vorbei.

Nun leben die meisten Medien von Auflage und Zuschauern und Politiker davon, gewählt zu werden. Dauerhaft wird sich insofern niemand gegen seine Leser- und Wählerschaft wenden können, ohne die entsprechenden Konsequenzen wie Auflagenrückgang oder Wahleinbußen bzw. das Erstarken anderer Parteien zu riskieren. Das ist der Lauf der Dinge in der Welt und niemand kann einem Politiker übel nehmen, wenn er sein Misstrauen bestimmten Entwicklungen gegenüber artikuliert. Ob man die Aussage für richtig oder falsch hält bleibt jedem selbst überlassen, genau so wie es jedem selbst überlassen bleibt, ob er sich mit den Forderungen oder den Aktionen von PEGIDA gemein macht oder nicht.

Ich selbst jedenfalls werte das bisweilen wilde um sich Schlagen der Politik nicht so sehr als eine Reaktion auf potenziellen Fremdenhass sondern auf die Kritik an der eigenen Amtsausübung. Hätte nämlich PEGIDA mit den Forderungen und Positionen Recht, dann wäre das auch der Nachweis, dass die Politik an den Belangen der Bevölkerung vorbei regieren würde. Dass man dies nicht im Raum stehen lassen möchte: Geschenkt!

Eine etwas andere Erwartungshaltung habe ich allerdings gegenüber offiziellen Vertretern der Kirche, besonders „meiner“ katholischen Kirche. Natürlich kann man auch auf dieser Seite den Standpunkt vertreten, dass die aktuelle Asyl- und Einwanderungspraxis gar kein Problem darstelle oder – da widerspricht nicht mal PEGIDA im offiziellen Positionspapier – Flüchtlinge in Deutschland aus christlicher Nächstenliebe Hilfe finden müssten. Auch die Befürchtung, die Sorgen der teilnehmenden Bürger könnten instrumentalisiert werden von rechtsextremen und rassistischen Kräften, die genau diesen Konsens aufkündigen wollen, ist nachvollziehbar und sollte Inhalt von Diskussionen sein.

Dagegen bergen Aussagen, wie „Christen dürfen bei so was nicht mitmachen“ oder die heiß diskutierte Aktion des Kölner Dompropstes, zur Kögida-Demonstration in Köln die Beleuchtung des Doms abzuschalten um dem Marsch keine Kulisse zu liefern, unkalkulierbare Risiken. Da sind einerseits die Sorgen eben auch von Christen und Katholiken vor einer Islamisierung. Sollte sich die Kirche nicht dieser Sorgen annehmen statt sie als reine Fremdenfeindlichkeit zu diffamieren? Auch wenn man die Sorgen nicht teilt, kann man doch nicht umhin, diese zumindest zur Kenntnis und ernst zu nehmen.

Andererseits aber ist auch die „umgekehrte Symbolwirkung“ nicht zu unterschätzen. Will man PEGIDA keine symbolträchtige Kulisse bieten, schließt sich direkt die Frage nach anderen Aktionen an, die ebenfalls umstritten sind. Anders gefragt: Unterstütz das Kölner Domkapitel alle Aktionen, bei denen der Dom abends beleuchtet bleibt? Oder muss bzw. darf man damit rechnen, dass in Zukunft der Dom jeden zweiten Tag unbeleuchtet bleibt, weil irgendwo in der Stadt eine Aktion läuft, die die Kirche nicht unterstützen möchte? Dass das nicht praktikabel ist, erscheint klar, die Frage allerdings, warum man sich ausgerechnet PEGIDA ausgesucht hat, um ein Exempel zu statuieren, wird dadurch nur umso drängender.

So wie die Dinge liegen, kommt der Verdacht auf, dass man seitens des Domkapitels einen „billigen Punkt“ machen wollte, in dem man sich durch diese Aktion gegen die Demonstration abzugrenzen versucht. Ob dabei die Entscheidungsträger über jede Konsequenz nachgedacht haben, darf man wohl ebenso bezweifeln. Ein Kirchengebäude auf diese Weise zu einem Instrument der Tagespolitik zu machen, wird aber weder dem Haus noch der Politik gerecht. Wenn jetzt, wie berichtet wird, Katholiken aufgrund der Aktion mit Austritt drohen, ist diese Reaktion ebenso wenig rational, aber eine weitere nachvollziehbare Eskalationsstufe. „Licht aus!“ bedeutet eben auch „Kommunikation aus!“, wundern muss einen die innerkirchliche Kritik daher nicht.

Zuerst erschienen auf papsttreuer.blog.de

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: Thomas

Hoffentlich hat der Kölner Domprobst nicht vergessen, im Gegenzug zur Verdunkelung des christlichen Doms die besonders festliche Beleuchtung der Köner Moschee zu beantragen.

Gravatar: Ulrike

Die evangelischen Kirchenfürsten sind auch nicht besser. Im Gegenteil!
Mir Bedeutet die Kirche auch nichts mehr, außer ständigen Ärger.

Gravatar: Christian

Die Kirchen (Hand in Hand mit Politik und Medien) pauschalieren und helfen mit, den Teil der Bevölkerung, der auf das Einhalten GELTENDEN RECHTES pocht (nämlich zwischen Asylberechtigten und -unberechtigten zu unterscheiden und auch eine Unterschied zu machen) mundtot zu machen. Wo aber kein Recht, da eine Räuberhöhle. Die katholische Kirche hat sich hiermit in meinen Augen als verhoffte Verehrerin von Wahrheit sehr nachhaltig diskreditiert. "Schade" sage ich als katholisch Getaufter.

Gravatar: ropow

Von der Symbolik gar nicht zu reden:

…und die Menschen haben die Finsternis mehr geliebt als das Licht; denn ihre Werke waren böse. - Johannes 3:19

Gravatar: Stephan Achner

Ein Austritt aus der katholischen Kirche wegen der Aktion des Kölner Domprobstes ist nicht rational? Diese "Licht-aus"-Aktion des Domprobstes steht ja nicht für sich alleine. Dazu kommen u.a. üble Beschimpfungen und Beleidigungen von katholischen Pegida-Sympathisanten durch die Erzbischöfe Wölki (Köln) und Schick (Bamberg). Was sich die katholische Kirche hier leistet, ist irrational. Wo bleibt denn der Aufschrei dieser drei Herren, als vor kurzer Zeit im Nahen Osten und auch in Afrika tausende Christen durch Islamisten massakriert wurden. Sogar vor Frauen und Kindern hat man keinen Halt gemacht. Wo ist der Aufschrei dieser drei Herren, wenn in Deutschland häufig Kirchen durch Muslime beschädigt und Gottesdienstbesucher sogar mitten im Gottesdienst von Muslimen lautstark beschimpft und bedroht werden? Hier herrscht tiefes Schweigen. Das ist Irrationalität. Ich habe jedenfalls aufgrund dieser Ereignisse meine sehr rationale Konsequenz gezogen und werde aus der katholischen Kirche austreten. Eine Kirche, die ihre eigenen Gläubigen alleine lässt und verspottet, wie durch diese Aktion des Kölner Domprobstes, braucht niemand.

Gravatar: Klartexter

Wozu brauchen wir noch christliche Kirchen im Abendland, wenn sich deren Vertreter auf die Seite islamischer Kräfte und ihrer politischen sowie medialen Helfershelfer stellen und durch islamische Kräfte, die weiter nichts tun, als die Anweisungen und Befehle des Koran zu befolgen und Andersgläubige auf grausamste Art umbringen, Frauen steinigen, Auspeitschen, Kreuzigen, Versklaven u.s.w.. Haben diese bösen Führungs-Christen noch etwas mit den Empfindungen, Befindlichkeiten und Ängsten der Menschen gemein. Nein, haben sie nicht. Diese bösen Christen stellen sich schützend vor die schon und künftigen Schlächter, Tottreter, Vergewaltiger, Ehrenmörder, Zwangsverheirater, Genitalverstümmler, Parallelgesellschafter, Volksverräter und Volksverdummer, etc.. Die Patriarchen der koptischen Kirche, der syrischen Kirche, der ägyptischen Kirche, der irakischen Kirche etc., haben deutliche Warnungen und Sorgen wegen der Islamisierung zum Ausdruck gebracht. Die Menschen in diesen Ländern haben praktische Erfahrungen gemacht, wenn der islamische Mobb mit seinen Instrume4nten Koran und Scharia sich in seinem Glauben verwirklicht. Sie sollten sich für ihren Verrat am Christentum in Grund und Boden schämen, diese deutschen Kirchenvertreter und sie sollten mal darüber nachdenken, w3as eine Religion ist und was eine Ideologie ist. Allein das Grundgesetz mit seiner schwammigen Religionsfreiheit, gibt darauf keine oder nicht die richtige Antwort.

Gravatar: Andreas Schneider

Mit den Schwerpunkten "Patriotismus" und "Islamisierung" kann Pediga bei mir nicht punkten. Hingegen kann ich am Forderungskatalog nichts Verwerfliches entdecken. Aber das muss ein Jeder für sich selbst befinden.

Das "Licht aus" der auf "Erleuchtung" abzielenden Kirche ist eine kommunikative Katastrophe. Sofern sich jedoch unter den Gegendemonstranten des gestrigen Abends auch der Wohnungseigentümer aus Köln-Lindenthal befand, der im Jahr 2010 mir gegenüber die Wohnlage als gehoben, weil "kopftuchfrei" postulierte, Besichtigungstermine mit Interessenten für den folgenden Samstag jedoch ausschloss, da er dann an einer Demo gegen ProKöln teilnehmen wollte, ist die "weltoffene", kölsche Welt ja noch in Ordnung. Sonst wäre schließlich mehr abgeschaltet als nur die Dombeleuchtung.

Die kann man wenigstens wieder einschalten.

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