Auch der Jüngste muss sich überwinden

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Es gilt aufzuräumen. Den Schlafanzug zu suchen. Das Vaterunser mitzubeten. Zum Zähneputzen zu kommen. Mit dem kleinen Fahrrad vor der Überquerung abzusteigen. Eine Stimme in mir meldet: "Ach was, lass das einfach laufen." Die Brüder sind zwar Korrektiv, doch noch öfter übernehmen sie für den Jüngeren den nötigen Handgriff. Der Jüngste kommt glatt davon. Er lacht verschmitzt, manchmal frech und unverschämt. Er gewöhnt sich daran, sich durchzuschlängeln.

Ich beobachte viele Jüngste, die erwachsen geworden sind. Sie bleiben sympathisch, oft können sie Menschen um den Finger wickeln und für ihre Belange einspannen. Doch sie haben ihren Kopf. Den setzen sie durch. Sie verlassen ihre selbst bestimmte Komfortzone kaum. Kann es sein, dass ein Zusammenhang zur Jugend besteht?

Also widersetze ich mich meinem ersten Impuls. Ich gehe hin. Ich frage nach. "Willst du nicht?" Er schüttelt den Kopf. Manchmal könnte man meinen, es liege am Können. Er sieht einfach noch so klein und niedlich aus. Ich bleibe dran. Beim nächsten Mal geht das Geforderte tadellos. Ich nehme den Youngster nochmals auf die Seite. "Jetzt ist es gut gegangen. Weshalb?" – "Das kann ich doch. Ich will es einfach nicht tausend Mal tun." Aha, der Herr ist zu bequem. Etwas betroffen merke ich: Das war ich auch. Darum wollte ich ursprünglich nicht reagieren.

Erschien zuerst unter hanniel.ch.

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