Aktienmarkt: Der Preis der Alternativlosigkeit

Wie groß der Schaden sein kann, wenn etwas für alternativlos erklärt wird, zeigt eindrucksvoll der Aktienmarkt. Anleger hat es eiskalt erwirtscht: Aus Zinslosigkeit wurde Ahnungslosigkeit und daraus wurde Alternativlosigkeit.

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Insbesondere im ersten Halbjahr 2015 herrschte eine regelrechte Kaufpanik. Alle wollten Aktien haben. In einer Welt ohne Zinsen wurde dieDividende als perfekte Ertragsquelle gefeiert. Der Nutzen einer 3%-Dividende ist bei einem Kursverlust von z.B. 30% sehr gering. Auch diese Baisse läuft lehrbuchmäßig ab: Eine Kaufpanik mit Hype, dann eine Verehrung als Kür und schließlich ein übertriebener Abverkauf. Es wurde immer wieder betont, wie alternativlos die Aktie als Ertagsquelle wäre. Jetzt haben viele Anleger die Quittung für die scheinbare Alternativlosigkeit.

Aufgrund der Zinslosigkeit trifft es diejenigen am schlimmsten, die eigentlich Sicherheit brauchen. Produkte, die mit Sicherungsstrategien ausgestatten sind, haben nun empfindliche Verluste erlitten und benötigen jetzt fixe Erträge, um die versprochenen Sicherungsniveaus zu erreichen. Selbiges gilt für Anlageprodukte, die per Gesetz eine Kapitalgarantie haben müssen, wie z.B. alle Riester-Verträge. Aussitzen wird hier nicht funktionieren, weil “Produkte mit Sicherheit” aus dem Markt raus sind und oftmals nur noch Cash halten. Wer hingegen Aktien oder Aktienfonds hat und warten kann, der sitzt die Sache einfach aus.

Handeln statt Jammern! Es gibt viele Dinge, die Anleger jetzt tun können. Ein DAX unter 9.000 Punkte ist sicherlich nicht mehr so überteuert wie ein DAX bei über 12.000 Punkten. Wer nach Oktober 2014 eingestiegen ist, hat jetzt Verluste. Warum nicht nachkaufen und damit den Einstand verbilligen? Privatanleger haben die schlechte Angewohnheit, stets dann zu kaufen wenn es teuer ist und zu verkaufen wenn es billig ist. Wie machen das Privatanleger beim Alltagseinkauf? “Huch, die Kartoffeln sind aber billig heute, da nehme ich gleich ein paar weniger”. Oder: “Huch, die Kartoffeln sind aber teuer heute, da nehme ich gleich ein paar mehr”.

Es ist so und es war schon immer so: Erträge sind mit Wagnissen verbunden, Wagnisse sind mit Risiken verbunden und Risiken sind mit Unsicherheiten verbunden. Nichts ist alternativlos. Auch wenn die aktuelle Baisse systemisch wird, wer sehr lange Zeit hat, kann Wagnisse eingehen. Natürlich führt eine wahnsinnig gewordene Politik die Welt immer wieder an den Rand des Abgrundes, aber die Welt wird nicht untergehen – das ist physikalisch unmöglich.

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Beitrag zuerst erschienen unter pinksliberal.wordpress.com

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: Bakelari

Wie richtig Sie liegen, Frau Ger. Seit etwa 20 Jahren mache ich diese Spielchen an der Börse mit. Wenn dann der DAX fällt, sage ich immer, jetzt schütteln sie* wieder. Leider haben die "institutionellen Anleger*" sehr viele Möglichkeiten der Manipulation (incl. Börsennachrichten). Dass in Momenten wie jetzt private Kleinanleger aussteigen, schadet unserer Finanzkultur erheblich. Die kommen nicht wieder, das Geld war in vielen Fällen hart erarbeitet und versteuert und wer hat es jetzt?

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